Brandon Sanderson – Krieger des Feuers (Band 2)

Originaltitel: The Well of Ascension (Mistborn, Book 2)

Meine Bewertung: 7,5/10

Dieser zweite Band der Trilogie „Die Nebelgeborenen“ (oder „Mistborn“ in der OV) hält den Rhythmus des ersten Bandes bei und überrascht sogar durch seinen Realismus (relativ gesehen natürlich, hier darf man nicht vergessen, dass es sich um ein Fantasy-Buch handelt).

Sollten Sie auf diesen Kommentar gestoßen sein und den ersten Band noch nicht gelesen haben, so schauen Sie doch einfach kurz in meinen Kommentar zu diesem erst Teil, „Kinder des Nebels“.

 

Hier der Plot zu diesem zweiten Band:

Vin, Elant und die Überlegenden von Kelsiers Gruppe haben nun also den „Lord Ruler“, den Obersten Herrscher, besiegt. Die Trauer um Kelsier wiegt schwer und seinen Platz einzunehmen erweist sich als unmöglich, umso mehr da Kelsier zu einer Legende herangewachsen ist.

Doch es muss weitergehen und Elant setzt sich die Krone fast selbstverständlich auf um dem geschundenen Volk zu helfen, auch wenn er sich in dieser Rolle nicht wohl fühlt. Der junge Mann hat sehr genaue Ideen ums die Verwaltung des Reiches zu verbessern – doch nur sehr wenig Erfahrung. 

In seinen Augen ist es unumgänglich das Volk teilhaben zu lassen, die Adeligen, die Kaufmänner aber vor allem die Skaa, diejenigen, die gestern noch Sklaven waren.

Sein Reich wird auf Gleichheits-Prinzipien basieren und der König wird von einem Rat unterstützt der aus Vertretern dieser drei Gruppen besteht.

Elant ist fest davon überzeugt dass alle erkennen werden, dass er sich eine egalitäre Gesellschaft wünscht und ihm vertrauten werden, doch so einfach es nicht so einfach.

Denn wenn die Theorie auch wunderbar ist, so steht Elant sehr bald einer sehr viel unangenehmeren Realität gegenüber: Das Volk sieht in ihm nur einen Jüngling ohne Erfahrung und Charisma, die Adligen nehmen ihn nicht ernst und niemand hört wirklich seinen Ideen zu.

Innerhalb weniger Monate sieht sich das Reich in Chaos getaucht, die unterschiedlichsten Faktionen streiten um das bisschen Macht das sie erringen können, es nicht möglich zu irgendeinem Thema zu einem Konsens zu kommen.

Somit findet sich die Stadt ohne Führer wieder.

In dieser angespannten Lage sind es nicht zwei, sondern drei Armeen die vor den Toren von Luthadel auftauchen, mit dem Ziel die Stadt wiederzuerobern und damit die Macht zu übernehmen um das Reich wie es vor dem Untergang des Lord Ruler war wieder aufzubauen, mit den Skaas bei der Arbeit und der Leitung in den Händen der Adeligen.

Noch etwas anderes zieht die Eroberer an: Der Schatz, welcher in der Stadt verborgen liegt, diese riesengroße Reserve an Atium von dem die Gerüchte erzählen – das Atium, dieses Metall welches für die Allomantikern so unendlich kostbar ist und ihnen eine ungeheuerliche Macht verleiht.

Unterdessen entdeckt und erkundet Vin täglich mehr ihre Fähigkeiten und wird so jeden Tag mächtiger, viel mächtiger als sie es sich hätte denken können. Und so beginnt sie, an sich zu zweifeln, an dem was sie ist, an dem was Elant von ihr denkt, an ihrer Rolle…

Als sie dann einen mysteriösen Nebelgeborenen aus dem feindlichen Lager kennenlernt wird ihre Unsicherheit noch grösser; Vin weiß nicht mehr wo ihr Platz inmitten all dieser Ereignisse ist.

Doch die wirkliche Gefahr nähert sich aus einer anderen Richtung, es sind weder die Armeen noch die internen Machtkämpfe und die Lähmung der Regierung, ja nicht einmal die drohende Hungersnot.

Vin ist die erste, die dies erahnt als sie eine seltsame Silhouette im Nebel sieht: Denn die Nebel werden immer unheilvoller und man sagt, sie haben schon Bauern getötet…

Vielleicht sollte man sich für die vergessenen Mythen interessieren, die von dem „Helden aller Zeiten*“ sprechen, von denen, die eine „Quelle der Erhebung*“ erwähnen? Ist diese Bedrohung real? Muss man an Luthadel denken oder sich für die weitere Welt interessieren, auch wenn das den Untergang der Stadt bedeuten kann?

 

Ein raffinierter Band:

Dieser Band ist raffiniert, denn er nimmt die Handlung dort auf wo viele andere oftmals enden: Nach dem Sieg des Helden.

Hier gibt es also kein „und sie lebten glücklich bis an ihr Lebensende“.

Der Tyrann ist tot, doch die Probleme beginnen nun erst.

Und schließlich droht die tatsächliche Gefahr erst jetzt!

Die Idee die Zeit nach dem Sieg so schwer zu gestalten ist wirklich gut, es war realistisch, mit dem Volk welches plötzlich Geschmack an der Macht findet und sehr schnell vergisst wer es befreit hat, die Machtkämpfe, die Missbilligungswahlen, die Armeen, die Strategien, all dies ist clever gestaltet ohne jedoch die Handlung zu beschweren.

Das einzige Problem an diesem Band ist wohl, dass die Lage manchmal etwas statisch bleibt: Vin, Elant, Sazed, Ham, Breeze und all die anderen treffen sich in Luthadel um über den besten Weg nachzudenken der es ermöglicht die Macht festzuhalte, die Autorität Elants zu sichern, eine politische Strategie zu wählen und die starken Armeen zu besiegen, die vor den Stadtmauern lagern indem man sie gegeneinander ausspielt.

Dies alles ist vielleicht ein wenig lang, auch wenn es hier weder Langeweile noch Wiederholungen gibt und alle Ideen und Entwicklungen gut durchdacht und logisch sind. Doch man darf nicht vergessen dass dieser Roman, in Taschenbuchform, immerhin 763 Seiten lang ist (in der Originalfassung).

Alles zusammen bleibt jedoch exzellent und manche Aspekte haben mich richtig fasziniert; alleine dieses kleine Puzzlespiel mit den Legenden welches man verfolgt, mit den Teilen die uns nach und nach zugespielt und durch Sazed überreicht werden. Und diese noch vage Bedrohung: Und wenn das, was einmal besiegt wurde, nun wiederkehrt?

Mit Sazed hofft man, mehr zu entdecken, man möchte erfahren was nun wirklich vor tausend Jahren geschehen ist und was diese Prophezeiung aussagte, in der von dem „Helden aller Zeiten“ die Rede war.

Wirklich packend.

Ein kleiner „Coup de Cœur“ für OreSeur, den Kandra den Vin dazu zwingt, die Form eines Hundes anzunehmen. Diese geheimnisvolle Kreatur aus dem Nebel mit dem unbeabsichtigten aber beißenden Humor hat mir wirklich gefallen.

Und die Kolosse waren wirklich findig, auch wenn sie nur ganz einfach waren. Ihre Beschreibung, ihre groben Emotionen, das war gelungen.

Der große Pluspunkt dieser kleinen Reihe von drei Romanen ist wohl, dass wir auf der einen Seite unsere Helden in den gegenwärtigen Geschehnissen begleiten, in ihrem aufregenden Alltag, wir unterstützen sie in ihrer neuen Gesellschaft, in den Kriegen, beobachten mit ihnen die Geburt einer neuen Religion um Kelsier während wir, auf der anderen Seite, diesen roten Leitfaden verfolgen, der zunächst fast unsichtbar ist aber dann immer greifbarer wird, der uns zu einer schrecklichen Bedrohung hinführt, die die ganze Welt zerstören kann.

Jetzt weilt dieses unglaubliche Unheil noch im Schatten, schleicht sich leise heran, und doch wird sein Gewicht immer bedrückender.

Noch ein Wort zum Ende, ohne jedoch irgend etwas zu verraten: Es ist phänomenal.

Was uns also dann zum nächsten Band führt: Den „Herrscher des Lichts“…

 

Die Trilogie der « Nebelgeborenen » umfasst folgende Bände :

Band 1 : Kinder des Nebels / Mistborn

Band 2 : Krieger des Feuers / The Well of Ascension

Band 3 : Herrscher des Lichts / The Hero of Ages

 

* Es ist gut möglich, dass ab und zu die Übersetzung eines Ausdrucks oder auch Namens nicht exakt ist, da ich die deutsche Version nicht gelesen habe und den genauen Wortlaut nicht kenne. Es ist oftmals die wörtliche Übersetzung des Ausdrucks die mir am logischsten erschien. Sollten Sie mir da Genaueres sagen können würde ich mich über eine kurze Nachricht sehr freuen.

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