Bruno Gallet – Des voyous magnifiques

Titre original: Des voyous magnifiques

Meine Bewertung: 6,5/10

« Des Voyous magnifiques » ist leider noch nicht auf Deutsch erhältlich.

Es handelt sich um einen erstaunlichen Roman der, trotz kleiner „technischer“ Schwächen (einen Stil der mir persönlich jetzt nicht so sehr gefällt, eine etwas simple Handlungsentwicklung und ein paar langgezogene Momente) den Leser mit in seine spannende, bedrückende und auch manchmal eisige Stimmung mitnimmt und ihn auf der letzten Seite mit einem zufriedenen Gefühl zurücklässt.

Dies ist also ein sehr vielversprechender erster Roman!

 

Der Plot:

„Les voyous magnifiques“ (dessen Cover wirklich sehr schön ist) dreht sich um zwei Kleinganoven, was sage ich, Kriminelle: Tuscan und Abel.

Alles beginnt mit einem versuchten Einbruch mit schlechtem Ausgang, be dem Tuscan den Bankdirektor erschiesst. Und so befinden sich die beiden Männer auf der Flucht, quer durch die Alpen, in der eisigen Winterkälte die sich über die Berge legt. Ihr Ziel ist es, zu Tuscans Schwester zu gehen die auf einem Hof auf dem Land lebt.

Doch auf der Flucht bringt ein unglücklicher Unfall sie in eine schwierige Lage: Sie müssen jetzt plötzlich auch einen Säugling mitnehmen, einen Neugeborenen der vollkommen von ihnen abhängig ist. Dabei haben die beiden Männer nicht die geringste Erfahrung mit Kindern und wissen nicht was sie mit diesem kleinen Lebewesen anfangen sollen. Eines ist jedoch sicher: Sie können ihn nicht einfach liegenlassen – das ist zumindest die Ansicht Abels, des jüngeren der beiden, der somit Tuscan dazu zwingt sich ebenfalls um das Kind zu kümmern.  

So befinden sich nun alle drei auf der Flucht, in der Eiseskälte, von der Pollizei gejagt und auf der Suche nach Milch für das Baby, welches sie zärtlich „kleiner-Mohr“ nennen…

Diese Flucht ist für beide auch die Gelegenheit mit sich selbst ins Reine zu kommen. Tuscan erinnert sich, wenn auch ungerne, an seine Vergangenheit und muss sich seine Schwächen gestehen, während Abel sich durchsetzt wenn es um das Kid geht, selbst aber eher ein untergebener Mittläufer ist.

Ihre Flucht führt sie durch Wälder, über Schluchten, durch Tropfsteinhöhlen, bis hin zu dem Ziel ihrer wahren Expedition…

 

Eine erstaunliche, fast schöne Geschichte

Mir hat die Einfachheit der Handlung sehr zugesagt, die uns zwei Kriminellen gegenüberstellt; allerdings ist sie leider diesem simplen Weg ein wenig zu sehr gefolgt, denn wir nähern uns nicht nur einem vorhersehbaren Ende, nein, auch der Weg dorthin ist sehr vereinfacht und die Anwesenheit des Säuglings kaum störend. So einen Säugling hätte ich dann gerne, der kaum weint, der keine Koliken hat trotz der seltsamen Ernährung die man ihm anbietet, der nur leise protestiert und stoisch die grausame Welt die über ihm einschlägt erträgt!

Wenn man auch die wunderbaren Beschreibungen der Landschaft geniessen kann, von den Pfaden fasziniert sein kann auf denen man die Kälte zwischen den Zeilen spürt, wie auch die eisige Feuchtigkeit in den Tropfsteinhöhlen, so kann man nicht verneinen dass manche Längen einen fast dazu bewegen, die Abschnitte zu überfliegen.

Es ist also eine etwas unausgewogene Schreibweise, was allerdings für einen ersten Roman vollkommen normal ist.

Was den Stil selbst angeht, so ist das jetzt nicht gerade eine Feder die ich favorisiere, denn der Roman, der von den vielen Dialogen getragen wird, nutzt oftmals die gesprochene Alltagssprache. Ich muss allerdings auch zugeben dass sich das in diesem Roman perfekt mit der Handlung mischt und mich das nicht wirklich gestört, nein mir sogar fast gefallen hat, denn dadurch wurden wir noch tiefer in diesen kleinen Kreis des eigenartigen Trios versetzt.

Es handelt sich also um eine nette Geschichte, wenn sie auch sehr vorhersehbar ist, die geschickt eingefädelt und gut geschrieben ist.

Die kleinen Mängel die ich beanstande geben ihm fast einen eigenen Charm, von den Längen abgesehen.

Ich denke, dass Bruno Gallet die nötige Empfindsamkeit besitzt die ein guter Schriftsteller benötigt und er es auch vermag, seine Gefühle in die Schrift umzusetzen. Der Rest, das ist dann Erfahrung. Ein Autor den ich gerne im Auge behalten möchte, und dessen zweiter Roman („L’Aigle de Bonelli“) nun ebenfalls erhältlich ist.

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