Catherine Cusset – Confessions d’une radine

Originaltitel: Confessions d’une radine

Meine Bewertung: 5/10

Dieses kleine Büchlein (knapp 140 Seiten) – welches noch nicht auf Deutsch erhältlich ist – schwankt zwischen der leicht beunruhigenden Autobiografie einer geizigen Frau und einem humoristische Werk über den Alltag eines Geizhalses.

Der Titel – wörtlich übersetzt „Beichte eines Geizkragens“ – ist perfekt gewählt: es handelt sich tatsächlich um eine wirkliche « Beichte », im wortwörtlichsten Sinne (Geständnis, Bekenntnis einer Schuld): Catherine offenbart sich, sie gesteht.

Und darin geht sie sehr weit! Sie vertraut uns einfach alles an, bis hin zu ihren persönlichsten Gedanken. Teilweise weiß man nicht, ob man lachen oder sich ernsthaft Sorgen machen soll.

Die Geschichte

Nun, es gibt sie nicht wirklich.

Dieser Mini-Roman baut sich um Kapitel zu den verschiedensten Themen auf, wie zum Beispiel „Schnäppchen“ oder „Business, Luxus und Sinnlichkeit“ auf.  Auch wenn wir im ersten Kapitel einiges über die Kindheit unserer Pfennigfuchserin erfahren, so gibt es keinen klaren Leitfaden der uns durch ihr Leben führt. Es ist also unnötig, irgendeine Entwicklung zu erhoffen, mit eventuell einem krönenden Ende. 

Das ist dann doch etwas schade. Es wäre sehr viel angenehmer gewesen, diese Anekdoten anhand einer wirklichen Geschichte zu verfolgen, die dann die rund 140 Seiten durchquert hätte, vielleicht eine Fortentwicklung zu sehen der Heldin zu beobachten – oder eben auch nicht, und so, ja so stehen wir einfach vor einer Ansammlung von Erinnerungen, und intimen Gedankengängen die uns manchmal einen unangenehmen Geschmack hinterlassen.

Eine wirkliche Beichte!

Das muss man ganz klar anerkennen, unser Geizkragen ist mehr als ehrlich.

Das ist manchmal wirklich amüsant, aber oft auch alarmierend.

Denn ja, unsere Heldin IST geizig.

Seit ihrer Kindheit.

Und diese Knauserei drückt sich manchmal auf eine sehr beängstigende Weise aus.

Während ich diesen Roman las, hat mich die Heldin zunächst regelrecht abgestoßen. Denn sie ist eindeutig egoistisch und ja, beinahe widerlich nur um ihrer Knauserei gerecht zu werden.

Es ist ja in Ordnung wenn sie nach Schnäppchen sucht, eine x-beliebige Hose Made in Taiwan einer Levis Jeans vorzieht, eine Einladung zum Abendessen etwas zu schnell annimmt, aber teilweise erinnert dieser Geiz mehr an eine leicht bösartigen Hemmungslosigkeit, oder sogar einer absoluten Abwesenheit jeden Gewissens.

Schon als Kind und bis zu ihrem dreißigsten Lebensjahr stielt unsere Heldin. Das gibt sie offen zu. Und das nur um die Freude zu erspüren das Objekt ihrer Begierde errungen zu haben – oder auch irgendein anderes – und das gratis.

Sie ist darauf beinahe stolz, und der Leser hat den Eindruck dass sie mit dem Diebstahl nur deswegen aufgebhört hat, weil sie Angst hat noch einmal erwischt zu werden.

Eine Abwesenheit jeden Gewissens die beunruhigt….

Zudem nutzt unsere „Knauserin“ die Großzügigkeit Ihrer Freunde schamlos aus…

Man fragt sich, wie es möglich ist, dass sie überhaupt noch Freunde hat. Sie profitiert unverfroren von Geschenken, den Einladungen zum Essen, sie besteht darauf, dass alle Versprechen gehalten werden, auch wenn sie dann fast wie eine Dirne wirkt. Eine Rechnung teilen scheint ihr absolut ungerecht, sie könnte ja eventuell mehr als ihren Anteil zahlen.

Und so geht es weiter.

Dann begann mir diese geizige Heldin zu tun, denn der Roman ermöglicht es natürlich auch, ihr Unbehagen zu erkennen.

Sie ist nicht glücklich. Deswegen liefert sie auch alles so offen, kann man fast sagen. Oder aber das liegt nur daran, dass sie nicht möchte, dass etwas verloren geht, wie sie selbst sagt…

Sie scheint ihre Unsicherheit zu verbergen, ein permanentes Unwohlsein. Schließlich und endlich profitiert sie von nichts.

Sie wäre gerne großzügig, aber selbst wenn sie es ist, dann aus Berechnung.

So tat sie mir dann nach meiner anfänglichen Antipathie einfach nur noch leid.

Die gelieferten Anekdoten sind wirklich amüsant, aber es verbleibt ein unangenehmes Gefühl.

Man kann sage, dass dieses Buch zweischneidig ist : Auf der einen Seite hat man den eher humoristisch dargestellten Alltag eines Geizhalses, aber auf der anderen Seite erhascht man einen Einblick auf die verborgene Seite desselben, der im Endeffekt eher ein Opfer seines Lasters ist ; Catherine verachtet sich beinahe dafür, dass sie so gierig und berechnend ist.

Was mir an diesem Buch gefallen hat:

Was mir gefallen hat, war dass man diesen Roman auf unterschiedliche Weisen lesen kann. Wir haben diesen humoristischen Aspekt, die Situationen sind manchmal sehr erheiternd. Dann haben wir auf der anderen Seite den unangenehmen Aspekt, wir verachten die Heldin für ihr Verhalten. Und dann bedauern wir sie.

Leider wird dieser Pluspunkt schnell zum Minuspunkt, denn die Autorin entscheidet sich nicht wirklich welchen Tonfall sie ihrem Roman geben möchte, wodurch dieser am Ende einfach nur fade endet. Sie hätte es durchziehen müssen, so oder so.

Was mir an diesem Buch nicht gefallen hat:

Zunächst ganz klar die Abwesenheit jedes schlüssigen Aufbaus. Selbst wenn dieses buch kurz ist, wäre ein Minimum an Struktur ein großes Plus gewesen.

Dann ist da diese seichte Zweideutigkeit des Romans. Ich weiß wirklich nicht ob man da weinen oder lachen sollte. So habe ich dann weder da seine noch das andere getan.

Und zu guter Letzt ist die Schreibweise zu einfach und monoton. Der Geiz scheint also ganz klar in der Feder des Autors durch. Ob das nun freiwillig so war? Hat die Autorin wissentlich die Anzahl ihrer Worte eingeschränkt um dem Laster des Buchtitels gerecht zu werden

Tatsache ist, dass die Worte kommen und wiederkehren, sie werden recycelt, was uns eben einen sehr oberflächlichen Schreibstil vermittelt – oberflächlich und geizig.

Insgesamt ist diese kleine Roman einfach fade, mit ein paar kurzen Momenten die einem vielleicht ein leichtes Lächeln abringen.

Diesmal liegt die Würze offensichtlich nicht in der Würze – aber der Vorteil ist, dass die Lektüre schnell vorüber ist und man so nicht die Zeit hat sich zu langweilen.

 

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