David Le Yaouang – Les damnés de Ceallach

Originaltitel: Les damnés de Ceallach

Meine Bewertung: 7,5/10

Ein gelungener erster Roman!

Ich muss allerdings, bevor ich weiterschreibe, eine Bemerkung loswerden: Auch wenn dies auf dem Einband steht, handelt es sich hier NICHT um einen Kriminalroman.

„Les Damnés de Ceallach“ (wörtlich: Die Verdammten von Ceallach) beginnt im Jahr 1800, in einem Unwetter welches die Insel Ceallach bedroht. Wir befinden uns in einer kleinen Taverne in der die Stammgäste sich versammelt haben während der Sturm sich a der Natur vergreift und mit schrecklicher Gewalt das Meer spaltet und die Felsen zerreißt.

Ein Fremder tritt ein. Und das, obwohl es auf der Insel keine Fremden gibt, hierher verirrt man sich nicht, es gibt keinen Tourismus. Man lebt und überlebt auf Ceallach.

Schon sehr schnell begreift man, dass der Fremde nicht so fremd sein kann. Der Barmann ist der erste der in ihm Padraig, den Sohn von Tomàs MacNamara erkennt.

Kaum wurde sein Name ausgesprochen, schlägt die Stimmung in der kleinen Bar um. Wenn sie schon angespannt war, so wird sie noch um einige Grade kälter. Alle drehen sich mit bedrohlicher Miene sich zu dem jungen Mann um. Denn sie alle werden durch genau das Geheimnis vereint, welches Padraig lüften will: Das Geheimnis, welches den Tod seines Vaters umhüllt! Warum ist dieser Mann, ein erfahrener Seemann und Fischer, gestorben? Was ist an jenem Novemberabend 1788 geschehen, als er, noch ein kleiner Junge, dazu gezwungen wurde die Insel gemeinsam mit seiner Mutter zu verlassen, in der Hoffnung dass sein Vater ihnen bald folgen wird – den er aber niemals wieder gesehen hat?

  • Und nun werde ich geschickt, fast unbemerkt, in meinen „Rezensions-Teil“ übergehen

Dieses Buch, welches uns das Leben des Padraig beschreibt, das diesen schließlich, Jahre später, wieder auf diese Insel führen wird, ist die Gelegenheit um auf die Geschichte Irlands zurückzukommen, auf den Aufstand von 1798. Vor allen Dingen aber ist es die Gelegenheit die allgemeine Stimmung dieser Zeit zu begreifen, und das auf sehr lebendige Art und Weise.

Schon auf den ersten Seiten setzt sich der Autor mit seinem starken Stil durch. Zu Beginn war ich etwas verstört, denn ich hatte mit einem Kriminalroman gerechnet und sowohl der Stil als auch der Beginn waren sehr atypisch. Ich habe dann jedoch schnell begriffen – denn ich bin ja schon clever – dass es sich hier nicht um einen Kriminalroman handelt, sondern eher um einen kleinen historischen Roman der durch das Geheimnis welches im Herzen der Insel Celleach bewahrt wird mit etwas Mystik bestreut wurde.

Ich rede von einem „starken“ Schreibstil, denn mit wenig Worten gelingt es dem Autor sofort eine feste, teilweise bedrückende aber ständig intensive Atmosphäre aufzubauen.

Seine Erzählung ist spannend, selbst wenn man nicht viel von der Geschichte Irlands weiß. Es ist gerade richtig um einen Laien nicht zu langweilen.

Die Art und Weise auf welche der Leser durch das letzte Jahrzehnt des 18ten Jahrhunderts geführt hat mir gefallen, es war schnell, einschneidend und fesselnd. Die Erinnerungsmomente wurden geschickt eingeflochten haben die Flüssigkeit der Handlung kaum beeinträchtigt – was für einen ersten Roman sehr erstaunlich ist. Was wohl erklären könnte, dass diese Erinnerungs-Schleife nicht störend wirkten war sicher auch die Tatsache, dass die Geschichte des Sohnes MacNamara beinahe farbiger war als die des Vaters, der starb bevor er die Insel verlassen konnte.

Am Ende haben wir dann trotz allem doch noch ein Tröpfchen „Krimi“ der hier die Form einer Überraschung annimmt die ich doch gut fand.

Welchen Fehler kann man in diesem Roman finden?

Ich denke, dieser Roman hätte gut und gerne fünfzig, ja sogar hundert Seiten mehr vertragen, was es dann ermöglicht hätte einige Aspekte der Handlung zu vertiefen, wie die Verbindung zwischen dem Onkel und dem Neffen (Padraig wächst bei dem Bruder seines Vaters auf), ich hätte auch gerne ein wenig mehr von der Melancholie der Mutter erlebt und den festen Charakter des Padraigs verstanden.

Auch die Geschichte des Tomàs, sein Leben vor der schicksalhaften Nacht im November 1788, hätte ein paar Seiten mehr verdient, denn wir erfahren nicht ausreichend um ihn kennenzulernen. Wir erkennen seine Konturen, aber es verbleiben zu viele Schatten um diesen charismatischen Mann auszumachen. Ich hätte gerne ein paar Tage an seiner Seite verbracht, als er mit seiner Familie auf der Insel lebte.

Ich habe dennoch dieses Buch in einem Zug gelesen. Wenn ich auch zunächst überrascht war, weil es sich nicht um einen Kriminalroman handelte, so wurde ich dennoch schnell , ja sogar fast gegen meinen Willen, von der Dynamik der Handlung gefesselt.

Ich hoffe, dass ich die Gelegenheit haben werde, weiter Romane des Autors zu lesen, der sich so sehr für die Geschichte der keltischen Länder interessiert. Das trifft sich nämlich gut – ich mich nämlich auch!

 

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