Dmitri Bortnikov – Le syndrome de Fritz / Sindrom Fridsa

Originaltitel: Sindrom Fridsa

Meine Bewertung: 4/10

Dieser Roman ist noch nicht auf Deutsch erhältlich (sollte diese Information nicht mehr aktuell sein, wäre ich Ihnen dankbar, wenn Sie mir eine kurze Nachricht senden könnten damit ich diesen Artikel auf den neuesten Stand bringen kann)

Dieser Roman, ich denke es ist der erste des Autors, kannte einen gewaltigen Erfolg und die Kritiken waren oft überschwänglich. Was ich nicht begreife.

Ich verurteile jetzt nicht den Schreibstil, der beizeiten sehr direkt ist, besonders gegen Buchende. Ich wusste ja, was mich erwartet. Es ist ein sehr eigener Stil, der mich vage an Bukowski erinnert, aber der Autor steht vollkommen dahinter und zieht dies auch bis zum Schluss durch, ja, erhöht noch bis zur letzten Zeile die Stärke seiner Ausdrucksweise.

Es ist auch nicht der Hintergrund der Handlung, brutal, kompromisslos, hart.

Nein, was ich diesem Buch vorwerfe ist seine unzusammenhängende Struktur.  

Es gibt hier keinerlei „roten Faden“ dem man durch das Buch folgen könnte. Der Roman beginnt mit einer schon außergewöhnlichen Situation die sehr vielversprechend ist und die einen guten, düsteren Roman erwarten lässt – Fritz, die zentrale Romanfigur, befindet sich in einem siffigen Einwandererunterschlupf, und hier schreibt er seine Geschichte auf ein altes Betttuch, da er kein Papier hat, und notiert so, von Fieber geschüttelt, die Ereignisse, die ihn am meisten geprägt haben.

So denken wir dann bis zum Schluss, dass die Handlung uns wieder in diesen Unterschlupf zurückführen wird … doch leider werden uns nur diverse Anekdoten und Bilder aus dem Leben des Fritz beschrieben, die oftmals ohne jede Verbindung zueinander stehen und keinerlei Ziel verfolgen. Ja, es ist auf eine gewisse Weise schlüssig, da die Zeilen ja von einem kranken Hausbesetzer stammen aber nein, daraus kann man dann in dieser Form dann keinen guten Roman machen, nicht wenn es diesem dann an einem flüssigen Ablauf mangelt, an einem Minimum an Logik und überhaupt an einer sinnvollen Handlung.

 

Der Plot:

Wie soeben erwähnt handelt es sich hier um eine rasch von Fritz auf dreckige Leintücher gekritzelte Geschichte, als dieser krank und zittrig in einem leerstehenden Haus in Paris untergekommen ist. Er schreibt nieder, was ihm in den Sinn kommt, was ihn besonders betroffen hat, die Dinge, die aus ihm den Mann gemacht haben, der er ist.

So erkennen wir zwei Lebensphasen, die für ihn ausschlaggebend waren:

Zunächst seine Kindheit. Fritz war ein kleiner, fetter Junge der seine Großmutter liebte aber seinen Vater so sehr hasste, dass er ihn sogar ermorden wollte. Doch da er nicht mit seinem Leben zurecht kommt und nicht weiß, wie er es ertragen soll, erfindet er sich eine zweite Persönlichkeit und trägt so die Maske eines Clowns, die es ihm ermöglicht die schweren Momente und das Leid eines kleinen, dicken Jungen zu ertragen.

Danach erleben wir ihn in seinem sein Erwachsenenleben und treffen ihn hier in der Armee wieder an, irgendwo in der Arktis, in einer eisigen Kälte, in der die Luft, die man atmet, zur scharfen Schneide wird. Hier liegt er in einem Krankenhaus, umgeben von den merkwürdigsten ehemaligen Straftätern und was er hier erleben muss wird endlich das Fett, welches ihn einschließt, zum schmelzen bringen. Der Soldat Fritz wird hier Freundschaften eingehen, die undurchsichtigsten und schrägsten Situationen durchleben, und versuchen, zu überleben.

Diese Ereignisse werden den Charakter von Fritz endgültig formen, die Gewalt, die Entbehrungen und das Leid brennen ihre Spur tief in den Mann ein. Doch wenn man auch spürt, wie seine Seele mehr und mehr von all diesen düsteren Dingen infiziert wird, so merkt man das weniger durch die Entwicklung des Fritz als durch die Sprache, die immer härter, schärfer und grenzenloser wird.

Dies ist ein Aspekt den ich nun wirklich sehr geschickt fand, diese Veränderung im Schreibstil (wenn ich auch kein großer Fan der Fäkalsprache bin)! Zunächst, als er noch ein Junge ist, liest man ein recht Buch, dessen Sprache sich im klassischen Normbereich befindet, so das ich mich sogar beim Lesen über die Kritiken wunderte, denn die fand ich dann doch übertrieben … so extrem war das ja nicht, sagte ich mir. Doch nach und nach dringen Hoffnungslosigkeit und Schwärze in die Feder des Autors vor, bis der Roman fast zu direkt wird. Um ganz klar zu sein: Man hat den Eindruck die Scheiße zu riechen, die einem um die Ohren fliegt (bitte entschuldigen sie diese Ausdruckseise, doch damit wissen sie jetzt was ich meine).

Was mich wirklich gestört hat, das war jedoch diese Zusammenhanglosigkeit des Romans. Er folgt nicht dem geringsten Leitfaden. Die wirrsten Bilder werden uns vorgesetzt, wie sie Fritz eben in den Sinn kommen, der dort in seiner Notunterkunft kauert; leider braucht ein Roman ein Minimum an Logik. Hier sind es Ideen, Momente, die auf ein Papier geworfen wurden wie Notizen die jemand auf einen Block schreibt, der einen Roman vorbereitet – aber nichts was sie verbindet.

Ich hatte mehr den Eindruck eine Aufreihung von Szenen zu lesen, die dem Autor am Herzen lagen und die dieser uns durcheinander in einem Diaporama präsentiert hat, ohne daraus eine wirkliche Geschichte zu machen.

Nachdem ich die verschiedensten Kommentare zu diesem Buch gelesen hatte – die mich dazu bewegt hatten, es selbst zu entdecken – und die mit einer einzigen Stimme von den ergreifenden Bildern sprachen die eine Reise in die innere, schwarze Seele ermöglichen … nun, ich muss zugeben, dass habe ich jetzt nicht so empfunden.

Was die dunkle Seite der Seele angeht, so beschreibt der Autor tatsächlich die Gewalt, die Gleichgültigkeit angesichts des Todes und was Fritz sonst noch so durchleben muss, doch ich konnte davon nun keinen Schatten auf der Seele des Romanhelden finden, der diese Momente am eigenen Leib erfuhr.

Der Roman hält sich durch manchmal sehr starke Bilder aufrecht.

Aber er zerfällt mangels Struktur. 

Und das Ende, na, da warte ich jetzt noch drauf! Kurz: Enttäuschend.

 

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