Dominique Marny – La Conquérante

Originaltitel: La Conquérante (noch nicht auf Deutsch erhältlich)

Meine Bewertung: 7,5/10

Dieser sehr ruhige Roman beschreibt das aufregende Leben der Judith Fontange.

Es handelt sich hier um einen ziemlich erstaunlichen Roman, denn der erste Eindruck den man gewinnt, ist der einer sehr großen Leichtigkeit. Man liest die Seiten wie man, seinerzeit, ein Enid Blyton Buch las: Die Romanheldin ist noch recht farblos, aber dennoch blättern sich die Seiten wie von alleine. Die Handlung wird ohne Hindernis abgespult. Und dann verwandelt sich der doch sanfte Roman in eine überzeugende Geschichte!

 

Der Plot

Wir befinden uns in Paris, in den swingenden 20er Jahren, der Waffenstillstand ist unterschrieben, die Männer werden abgezogen und kehren aus dem Krieg zurück. Als die junge Judit Fontange sich nun einem jungen Kriegshelden gegenüber sah, der sie heiraten wollte, den sie aber nicht liebte, hat sie Touraine verlassen um nach Paris zu kommen.

In ihren Koffern trägt sie ihre Jugendliebe zu einem anderen Kriegshelden mit sich: Eric Fournier, ein junger Mann den sie kennenlernte als sie noch ein kleines Mädchen war und dem sie, auch wenn sie es sich selbst nicht eingestehen möchte, an irgendeiner Straßenecke wieder begegnen möchte.

Aber es ist Antoine, der ihr über den Weg läuft. Ein junger, seriöser und angenehmer Mann der sie ermutigt, ihren Wunsch nach Unabhängigkeit zu verfolgen.  

Denn Judith ist eine moderne junge Frau, sie möchte sich selbst versorgen, sie möchte mit ihrer Arbeit, was auch immer das ist, erfolgreich sein. Es ist auch mehr ein Zufall, dass sie den Job annimmt, der ihr ganzes Leben verändern wird: Sie nimmt einen Platz in einem kleinen Juwelierladen an. Und das ist es! Judith entdeckt die Arbeit eines Juweliers, die Edelsteine, de Entwurf und die Herstellung von Schmuck, die notwendigen Handgriffe, die Schönheit und die Geheimnisse dieser besonderen Waren.

Das ist es, was sie in Zukunft machen möchte!! Sie möchte Schmuck kreieren. Doch zu der damaligen Zeit konnte eine Frau sich nicht so leicht einen Platz schaffen, ohne Einkommen, ohne Beziehungen, wie also könnte Judith ihren Traum erfüllen?

Während sie nun mit Begeisterung an ihrer Karriere arbeitet kreuzt ihr Weg den von Eric, den Mann ihrer Träume, die Liebe ihres Lebens, und er sieht genauso gut aus wie in ihrer Erinnerung. Ihre Leidenschaft ist noch genauso brennend, aber ist dies wirklich de Mann, den sie braucht – vor allem da er ja verheiratet ist?

Judith wird auf ihrem Weg, sei es ihr beruflicher oder ihr persönlicher, von treuen Freunden begleitet: Da ist Anna, das junge Mädchen aus der Provinz, dem sie im Zug auf dem Weg nach Paris begegnet ist, und auch Genevière, Irina, und manch andere. Judith wird auch einigen Männern begegnen, die ihr helfen, voranzukommen, wie Antoine oder Raphaël Stern, der Juwelier der sie einstellt, aber auch andere, vor denen sie sich in Acht nehmen sollte …

„La conquérante“ ist eine Geschichte die lebt, die tanzt, die kreiert. Die Geschichte einer jungen Frau aus der Provinz, die Paris erobern möchte („conquérir“ bedeutet wörtlich „erobern“).

 

Ein Roman, der den Leser mitreißt

Wie ich zu Beginn dieses Artikels sagte, wenn man dieses Buch aufschlägt, wird man sofort mitgerissen und hat dennoch das Gefühl, einen eher schlichten Roman zu lesen, der gerade seiner Jugend entronnen ist: Die Romanheldin ist naiv, vielleicht sogar zu naiv, sie begegnet weiteren eher Klischeehaften Romanfiguren …. doch schon bald hebt sich der Vorhang und alle Charaktere atmen durch, wachsen und leben.

Der Roman bleibt leicht obwohl Judiths Geschichte voller Abenteuer ist, sie kämpft, sie leidet, sie lebt, sie macht Fehler, versuchte diese wieder auszugleichen, bittet ihre Freunde um Hilfe und unterstützt andere.

Es bleibt dennoch eine gewisse Vorsehbarkeit, was so einige Aspekte der Handlung angeht, dennoch war ich von der Leichtigkeit überzeugt, mit der die Autorin es schafft, dem Leser eine doch eher komplexe Geschichte vorzulegen.

Man liest, die Seiten wenden sich, die Handlung läuft vor einem ab ohne ins Stocken zu raten.

Und wieder kommen mir die Bücher meiner Kindheit in den Sinn, denn es ist genau diese Leichtigkeit der Lektüre, die man hier wiederfindet. Die Geschichte ist zweifellos die einer erwachsenen Frau, es handelt sich hier mehr um Lesegefühl, einen persönlichen Eindruck.

Für mich ist dies ein guter Roman, der eher für Frauen geschrieben wurde, und der den Vorteil hat, dass er uns ein kleines Bisschen in die Welt der Juweliere einführt und uns einen Blick hinter deren Kulissen werfen lässt ; das hat mir wirklich gefallen.

Zudem hatte ich während meiner gesamten Lektüre den Eindruck, im Hintergrund die Musik der `20er Jahre zu hören, die Pärchen bei ihren wilden Tänzen zu beobachten, die Kleider, die Mode, die immer wagemutiger wurde zu bewundern und in Anbetracht der durch schicke Bänder zurückgehaltenen Haare zu lächeln.

Ich weiß nicht, wie sie es schafft, aber ohne jemals die historischen Details hervorzuheben, gelingt es Dominique MARNY diese wilden Jahre vor unserem Geist wieder aufleben zu lassen. Ja, sie erzählt von alledem, doch mit leichter Stimme – und vor unserem inneren Auge lebt alles wieder auf.

Ein tanzender und lockerer Roman. Ein shimmy, vielleicht.

 

 

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