Maud Tabachnik – Désert barbare

 Originaltitel: Désert barbare (Dieses Buch wurde noch nicht ins Deutsche übersetzt. Aber das ist jetzt wirklich kein Verlust)

Meine Bewertung:  1,5/10

Maud Tabachnik liefert uns hier einen « Western-Thriller » der sich schon nach den ersten Seiten, was sage ich, nach den ersten Linien, in ein schlechtes B-Movie (man lese „B-Book“, aber das Wort gibt es ja leider nicht) verwandelt.

In diesem Roman führen uns gleich zwei parallele Plots in die mörderische Sonora-Wüste in Arizona.

Auf der einen Seite verfolgt der Polizist Sam Goodman einen gewissen Mercantier, der wohl der Kopf einer Menschenhandel-Organisation ist.

Was diesen ersten Teil des Plots angeht, so habe ich soeben die gesamte Geschichte verraten. Es wird nicht tiefgründiger. Der Leser verfolgt Sam Goodman in seinen Ermittlungen des Gangsters und diese Ermittlungen führen in dann in die „barbarische Wüste“ (das ist die wörtliche Übersetzung des Titels). 

Der zweite Teil des Plots wird uns durch Sandra Kahn vorgeführt, einer begabten Journalistin die von einer reichen Familie angeheuert wurde, deren Tochter zwei Jahr zuvor von zu Hause ausgerissen ist und nun wohl in schlechter Gesellschaft gesehen wurde, und zwar in genau demselben abgeschiedenen Ort in der Nähe von Mexiko.

Diese fantastischen Geschichten (ich bin hier ironisch) drehen sich beide vage um eine regelrechte « Charles Manson-Familie » (…), welcher sich Cindy, die junge Ausreißerin, angeschlossen hätte.

Es handelt sich hier um eine Gruppe junger Leute die von Fox, einem älteren Mann, angeführt wird und die sich nun an gutbürgerlichen Familien vergreift, welche sie auf brutalste Weise umbringt.

Für diejenigen, die Maud Tabachnik kennen, sind die Romanfiguren Sam Goodman und Sandra Kahn keine Unbekannten, denn es handelt sich hier um häufig wiederkehrende Charaktere in deren Büchern ; ich möchte hier doch erwähnen dass man das absolut nicht merk selbst wenn es sich um das erste Buch liest, das man von der Autorin liest (wie das mein Fall ist). Das ist dann wohl ein positiv festzuhaltender Punkt.

Was die weitläufigere Handlung angeht, da haben sie klar den Rahmen vor Auge: Zwei parallele Ermittlungen die sich um eine Gruppe psychopathischer Mörder drehen, das ganz vor der Kulisse einer Art modernen Westerns.

Das Bühnenbild haben sie jetzt also vor Augen. „Désert Barbare“ wäre gerne ein amerikanischer Thriller.

Dieser Versuch ist fehlgeschlagen.

Und das obwohl die Autorin alles gegeben hat, um ihr Ziel zu erreichen: amerikanische Örtlichkeiten, amerikanische Namen, amerikanische Anlehnungen, ein Stil der gerne amerikanisch wäre …

Aber was nicht will, will nicht, die Ente wird niemals ein Adler sein, egal wie hoch sie hüpft.

Ich denke, sie haben es gemerkt: Ich habe fast Spaß daran, diesen Roman zu kommentieren.

Die Kritik ist leicht, das weiß ich, und manchmal halte ich mich ja auch zurück, aber hier WILL das Buch ganz offensichtlich, dass ich sage was ich zu sagen habe. Zudem denke ich, dass ich mir das verdient habe, schließlich habe ich den Roman bis zur letzten Zeile gelesen, und das war nicht einfach.

Ich werde mich also zu dem Schreibstil äußern, zu den allgegenwärtigen Klischees, zu der wackligen Gerüst auf dem der Roman aufgebaut ist, zu den oberflächlichen Romanfiguren und zu dem Humor, eben zu allem was dazu geführt hat, dass das erste Buch, welches ich von Maud Tabachnik lese, sicher auch das letzte sein wird.

 

Ein jämmerlicher Stil:

Wenn man das Buch aufschlägt und die ersten Zeilen liest, fragt man sich zunächst, ob es sich hier nicht um die schlechte und seelenlose Übersetzung irgendeines amerikanischen Romans handelt. Und dann stürzt sich das Niveau die Schrift in die tiefsten Abgründe. Nein, das ist keine langweilige Übersetzung, das ist schlimmer, das ist Absicht!

Und so schwankt der Schreibstil durch den ganzen Roman zwischen absoluter Belanglosigkeit und billigster Gewöhnlichkeit.

Nun müssen Sie mir den Spaß lassen, ich werde, was ich sehr selten mache, meine Aussagen durch Ausschnitte unterlegen. Ich denke, das ist dann klarer (die gewählten Ausschnitte verraten nichts über den Verlauf der Handlung).

Nehmen wir zum Beispiel diesen Kapitelanfang, der dem Leser einen wunderbaren Einblick in den fantastischen Stil gibt, der die Schönheit der französischen Sprache untermalt und ein Beispiel der Literatur ist, ein Beispiel, welches man für nachfolgende Generationen sichern sollte (das Original wurde ja in der Sprache des Molière geschieben, ich werde versuchen mich so eng an dieses Original zu halten wie nur möglich – einschließlich einiger Fehler wie z.B. den Plural von Barman) :

Ich habe die Woche in allen Scheissecken dieses charmanten Vorortes verbracht um alle Barman und Lumpenheinis zu befragen, Zigaretten und warme Biere mit versifften Fernfahrern zu teilen, glorreiche Geschichten von früheren Soldaten mit den Busfahrern und Fernfahrern aufzuheizen die die Wüste durchqueren und doof zu deren abgelutschten Witzen gelacht

(Anmerkung: Ich kriege die Billigkeit jetzt nicht richtig in die deutsche Sprache übersetzt, im Original ist jedes Wort einfach, ja, billig).

Nun liest man den Ausschnitt und sagt sich, ja, das ist halte in Stil.

Nunja ….. aber würde eine begabte Journalistin sich wirklich so ausdrücken ??

Jedenfalls werden uns in dieser glamourösen Sprache zahlreiche Stereotypen und Banalitäten Aufgetischt (man beachte meinen fantastischen Übergang zum nächsten Untertitel)

 

Die Klischees:

Die Stereotypen, die die Autorin uns massig vorsetzt, haben sich so angehäuft dass ich Lust hatte mich in ein dunkles Zimmer zurückzuziehen und mich in Fötalstellung zusammenzurollen bevor ich in aller Stille eine einsame Depression erleide (sehen Sie, ich kann das auch!).

Stellen Sie sich einen Western vor, nehmen sie eine Wüste, eine Gruppe von jungen Psychopathen auf Drogen die sich dort verstecken, einen Hauch von Menschen- und sogar Kinderhandel, mischen sie das alles gut, geben sie noch eine Prise „Sekte“ hinzu und addieren Sie das Wort „Satanismus“ …. und nun haben sie „Désert barbare“.

Und auch hier erlaube ich mir einen Ausschnitt wiederzugeben um meine Aussage zu belegen:

Die Stadt, mit ihren verbrannten Palmen und den Kneipen mit den leeren Terrassen ist genauso fröhlich und belebt wie ein Friedhof. Ich kann dennoch einen Touristenmarkt ausfindig machen auf dem die Quechuas in China hergestellte Mokassins anbieten …

Dem Reiseführer zufolge waren die ersten Einwohner Fremdfahrer, Docker, Goldsucher und Kleinkriminelle, denn alles was man hier erbaut hat das ist eine schöne Strafvollzugsanstalt wo man die Kleinverbrecher aus dem Eck hier hineinsteckte.

Wenn ich die Eingeborenen so beobachte, die haben hier einen richtigen Stamm gebildet. Um es kurz zu fassen, alles Sarah Palin Wähler, fett und weiss…

Ja ….

Ach ich weiß, Sie fragen sich warum ich vorhin von der Addition des Wortes „Satanismus“ und von einer „Prise Sekte“ sprach?!

Das ist so, Maud Tabachnik hat offensichtlich viele viele Ideen, hat aber dabei vergessen da ein paar von auszuordnen. Sie hat nämlich einfach alle benutzt.

Man kann sich also vorstellen, dass ihr irgendwann die Begriffe „Satanismus“ und „Sekte“ in den Sinn kamen und ihr irgendwie gefallen haben, wie auch die Idee des Kinderhandels … und da hat sie eben alle verwendet und alles zusammen in einen Topf geworfen.

Das Ergebnis ist dann diese Suppe die uns ohne jegliches Knochengerüst geliefert wird, welches dem Ganzen eventuell etwas Zusammenhang gegeben hätte, was also zu einer kippligen Plot-Struktur führt.

 

 Ein wackeliger Handlungsaufbau

Was in diesem Buch dann doch eher lustig ist, ist dass man sich die ganze Zeit fragt in welche Richtung das jetzt geht, man fragt sich welcher Plot-Teil uns ein wenig Spannung bringen wird. Ach, was für ein Plot eigentlich, wo ist denn die Intrige?

Zu Beginn meines Kommentars habe ich von zwei parallelen Geschichten gesprochen, man erwartet da natürlich dass es ein gemeinsames Ziel, einen Treffpunkt gibt, oder zumindest eine Logik. Nun …..

Als Erinnerung, der Plot „A“ ist also der eines Mannes der mit Kindern handelt (für eine legale Adoption), aber dieser Plot „A“ bleibt schemenhaft und nimmt keine festere Form an.

Die Autorin wollte sicher diesen Aspekt des Kinderhandels noch in die Seiten ihres Romans schieben, egal ob das nun irgendeinen Zusammenhang hat oder nicht, das ist ja auch nicht sooo wichtig. Warum hat sie das getan? Ich kann mir das jetzt auch nicht denken; Manchmal sollte man eben einfach mal etwas nicht tun, und das ist hier so ein Beispiel.

Der Plot „A“ ist also einfache eine undurchsichtige Geschichte die den Ablauf des anderen Teils der Handlung stört.

Denn der Plot „B“ ist (viel)versprechender: Ein junges Mädchen verschwindet, was uns dann zu der Psychopaten-Gruppe führt die von Fox angeführt wird, die jungen Drogenabhängigen die schliesslich gewalttätig werden.

Leider ist dieser Teil auch nicht gelungener: Fangen wir mal mit der brutalen Gewalt an, warum? Dem Leser wird keinerlei Erklärung angeboten, keinerlei Logik, der modus operandi der Gruppe ändert sich ständig, es gibt keinerlei roten Faden den man verfolgen könnte nichts. Aber okay, warum nicht.

Die „Bösen“ durchqueren also Arizona und verbreiten Angst und Schrecken wo sie auch vorbeikommen. Das ist die Idee.

Nein, aber was jetzt wirklich lächerlich ist, das ist dass der Autor (die Autorin) noch ein fanatisches Sektenelement in die Handlung einschleusen wollte (denn die Sekten, die machen ja Angst, brrrr), in dem sie dann noch mehrfach die „satanistischen“ Tendenzen des Anführers, Fox, erwähnt.

Nur dass das alles, wieder einmal, vollkommen oberflächlich bleibt. Die Worte werden mal so auf die Seiten geschleudert … und damit hat sich das.

Nichts Satanistisches, keinerlei Okkultismus, nur ein paar Worte die erwähnt werden und wie ein Haar auf der Suppe schwimmen ohne jemals den Rand zu erreichen.

Und hier erkennt man es dann endgültig: Der Plot ist eine wilde Mischung verschiedener Ideen denen es einfach an jeder gemeinsamen Struktur mangelt.

Es ist mir jetzt unmöglich hier einen Ausschnitt anzuführen, daher werde ich jetzt mal eine meiner Metaphern benutzen: Beim Lesen dieses Buch liest, dann hat man den Eindruck einen (zu trockenen) Fisch zu essen, dabei die Augen auf eine (in Sosse triefender) Pekingente gerichtet zu haben während einem der Geruch eines (verbrannten) Steaks in die Nase steigt, und das bei einem lebhaften Gespräch über ein Mousse au Chocolat.

Die Ideen sind da, aber es fehlt einfach ein Rezept – Ein Rezept für alle Zutaten wenn möglich, eines welches Idee, Geruch und Geschmack vereinigen würde. Ein Job für Gordon Ramsay!

Und wer nun sagt „keinerlei Struktur“ der sagt „keinerlei Spannung“. Aber wirklich gar keine.

 

Fade, oberflächliche, karikaturenhafte Romanfiguren

Keine der Figuren hat auch nur im geringsten Charakter, alle sind fade, selbst die Protagonisten Sandra Kahn und Sam Goodman, die man ja eigentlich aus vorherigen Büchern kennen sollte, sind ohne Relief.

Die Detektive sind einfach dumm, die Polizisten Bauerntrampel aus dem Ort, dann sind da ein paar clevere Journalisten, aber die Einwohner sind alle Idioten (die Sarah-Palin-Wähler, die fetten, weißen eben) etc. etc.

Hier kann ich jetzt einen Auszug anbieten, der uns die Beschreibung der Mitglieder der Fox-Gruppe liefert:

Er (Fox) wusste nicht woher alle diese Mädchen und Jungen kamen, was sie zuvor getan hatten und warum sie ihm gefolgt waren. Er hatte das Gefühl, dass zwei von ihnen, Cindy die Bekiffte und Roxane die Magersüchtige, aus einer eher gehobenen Schicht kamen. Die drei anderen, Amelia die Zornige, Carmen die Linksradikale und Bobby, der Schizophrene konnten von überall kommen. Es war ihm so oder so gleichgültig.

Ja, so hat der Leser also eine Magersüchtige, eine Zornige, eine Bekiffte, eine Linksradikale und einen Schizophrenen. Super, wirklich!

Man erfährt NICHTS WEITERES über die Mitglieder der Gruppe, nichts über ihre Motivationen, was sie alle verbindet, was sie denken, woher diese unnötige Gewalt kommt, einfach nichts.

Das ist fast unglaublich, aber tatsächlich wahr. Kaum zu glauben.

 

Die unfreiwillig lächerlichen Versuche etwas Humor in den Roman zu bringen

Oh Gott, also diese « Humorversuche » sind wirklich einfach schmerzhaft. Zum Glück sind sie selten !

Auch hier liefere ich Ihnen einen kurzen Absatz, in dem die Autorin sich an dem versucht, was ich „Humor-in-Klammern“ nenne ; sie versucht das, zu meiner großen Erleichterung, nur ein einziges Mal:

Dann habe ich Murphy angerufen. Ich kenne die Bullen gut genug um zu wissen, dass sie eines hassen, und das ist wenn man in einem Fall der ihnen anvertraut wurde Eigeninitiativen ergreift.

Murphy ist da nicht anders und fängt dann an zu brüllen, ob man denn eine verdammte Sch… (schlampige?) Journalistin sei, die ihn von hinten f … (was denn?)..

Seine Satzstruktur ist fehlerhaft wenn er wütend ist, aber das werde ich ihm wohl kaum sagen. Im Gegenteil, ich stimme ihm zu, dass Timermann so dickköpfig wie eine andalusische Ziege ist (?) und dass ich ihn nur begleite, um ihn zurückzubringen

Nun denn, jetzt fragen Sie sich sicher, warum gebe ich denn dann 1,5 Punkte?

Nun, Ideen hat sie, die Maud Tabachnik, und ich habe mich schon vor den ganzen Klischees und Karikaturen amüsiert. Sicher nicht aus dem von der Autorin vorgesehenen Grund.

Es kommt schon vor (selten, da kann ich Sie beruhigen, und meistens wenn ich ein bisschen was getrunken habe) dass ich mir B-Movies oder Serien ansehe. Aber mal ehrlich, wer hat nie eine Episode „Walker Texas Ranger“ gesehen? (Ich vergleiche hier jetzt NICHT dieses Buch mit „Walker…“, auf gar keinen Fall). Es reicht dann aus, diese Serien oder Filme nicht wörtlich zu nehmen sondern etwas Abstand zu gewinnen – und schon sind die einfach richtig „gut“, im Sinne von lustig. Und das ist es, was mit diesem Buch passiert ist.

 

Aber jetzt mal ganz ernst: Ich rate von diesem Buch ab.

Wenn es ein Film im Fernsehen wäre, würde ich zu meinem Partner sagen: „jetzt schalt’ doch mal diesen Sch… weg“ !

Wie erwähnt ist dieses Buch noch nicht auf Deutsch erschienen.

Von der Autorin sind bisher folgende Bücher in Goethes Sprache erhältlich erhältlich: Interpaul ermittelt/Nebel über Schottland – Sommer der Rache – Am Heimatbrunnenn. Erinnerungen an Hauzenberg und Leizesberg

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