Nele Neuhaus – Eine unbeliebte Frau

 

Originaltitel: Eine unbeliebte Frau

Meine Bewertung: 7/10

Eine unbeliebte Frau“, der erste Band der Taunus-Reihe mit dem Duo „Bodenstein-Kirchhoff“, ist der zweite Roman den ich von Nele Neuhaus lese.

Er hat mich zwar weniger mitgerissen als „Schneewittchen muss sterben“, den ich zuvor gelesen hatte (jaja, ich habe mit dem vierten Band begonnen…), aber es ist dennoch ein wirklich sehr guter Kriminalroman, den ich wärmstens empfehle – auch weil es sich um den ersten Band dieser Reihe handelt. Aber nicht nur!

Es handelt sich hier um den zweiten Roman der Autorin (den sie damals ebenfalls als „Book on demand“ veröffentlichen ließ) und, wie gesagt, um den ersten Band der Reihe mit dem Duo Pia Kirchhoff und Oliver von Bodenstein..

Der Plot:

Eine junge Frau wird tot am Fuß eines Aussichtsturms im Taunus aufgefunden; es handelt sich scheinbar um einen Selbstmord. Doch sehr schnell wird erkennbar, dass sie sich nicht selbst das Leben genommen hat sondern dass sie durch die Injektion eines Produktes gestorben ist, was man normalerweise benutzte um Pferde einzuschläfern. Ihre Leiche wurde dann, nach ihrem Tod, von dem Turm geworfen.

Der Fall wird Pia Kirchhoff und Oliver von Bodenstein anvertraut, und dies wird somit ihre erste gemeinsame Ermittlung. 

Das Opfer wird schnell identifiziert, es handelt sich um Isabel Kerstner, eine sehr gut aussehende Frau die mit dem älteren Tierarzt Michael Kerstner verheiratet war.

Die Untersuchungen führen die beiden Ermittler schnell zu dem sehr geschlossenen Kreis der Pferdebesitzer, und nicht irgendwelcher Pferde, sondern Rennpferde deren Wert an die 80.000 € grenzt, und somit in das Milieu der Rennställe und generell der Reichen und Neureichen. Dallas lädt sich in den Taunus ein. Denn hier arbeitete und lebte die junge, verstorbene Frau wie auch ihr Ehemann, der Tierarzt.

Nach nur wenigen Ermittlungstagen kommt das Duo Kirchhoff-Bodenstein zu einer ersten Erkenntnis: Nicht nur, dass niemand Isabel vermisst, nein, nur selten hatte eine Verstorbene so viele Feinde.

Auch wenn sie nur mit einem „einfachen“ Tierarzt verheiratet war, so strebte Isabel Kerstner nach Reichtum und einem Leben in Gold. Um dieses zu erreichen zögerte sie nicht, wohlhabende Männer zu verführen, seien sie nun verheiratet oder nicht, um dann aus ihrer Affäre – oder gar durch direkte Erpressung – daraus Profit zu ziehen.

So wurde sie von den Frauen gehasst, da sie deren Männern den Kopf verdrehte, und letztere waren ihr nicht gerade wohlgesonnen, da sie von ihr ausgenutzt oder sogar erpresst wurden.

Die Tatmotive häufen sich: Geschäftsmänner, die nicht mehr zahlen wollten oder befürchteten, dass ihre Geheimnisse enthüllt werden könnten, eifersüchtige Ehefrauen, der betrogene Ehemann, ja sogar der Bruder der Verstorbenen hätte Gründe gehabt, seiner Schwester den Tod zu wünschen…

Bei ihren Ermittlungen unter den Schönen und Reichen decken Oliver von Bodenstein und Pia Kirchhoff die verschiedensten Delikte und Straftaten auf, Unterschlagungen, Machenschaften aller Art und doch… Je mehr Möglichkeiten und Motive sie aufspüren, desto weiter scheinen sie sich von dem wirklichen Täter zu entfernen.

Den Plot zu beschreiben ist nicht einfach, daher werde ich hier aufhören und teile Ihnen nun – ich spüre Ihre Ungeduld, ihr schneller schlagendes Herz – meine Meinung zu diesem Roman mit:

 

Meine Meinung zu „Eine unbeliebte Frau“:

Dieser erste Fall des Duos Bodenstein-Kirchhoff ist äußerst gelungen und bestätigt das Talent der Autorin (wenn dies „zu bestätigen“ ist, sie ist schließlich heute, zu Recht, eine Bestseller-Autorin). Die Ermittlung ist leicht zu verfolgen, man hat keine Zeit zur Langeweile und hat sofort Lust, noch weitere Krimis zu lesen.

Da dies das zweite Buch, das ich von der Autorin lese, konnte ich bereits einige Eigenheiten erkenne, den „Neuhaus-Touch“.

Denn wenn dieser zweite Fall sich auch in einem sehr anderen Milieu abspielt, im Vergleich zu dem vierten Fall (Schneewittchen…) so sind die Gemeinsamkeiten der beiden Romane dennoch so offensichtlich dass man die Essenz des Neuhaus-Krimi-Stils leicht herausfiltern kann.

Was ist das also? Die Untersuchungen des Duos Bodenstein/Kirchhoff werden in einem bestimmten Ort und in einem bestimmten Milieu durchgeführt. Die Romanfiguren sind relativ vielzählig, was manchmal etwas heikel sein kann. Diese große Anzahl an Charakteren ist auch einer der Punkte der in diesem ersten Roman der Reihe weniger gut kontrolliert wurde als in dem vierten Band.

Was die Bücher von Nele Neuhaus besonders spannend macht, das ist die Tatsache dass sie eine kleine, komplexe Welt kreiert in den sie den Leser dann mühelos mitnimmt. Innerhalb dieser Welt leben gut ausgefeilte Romanfiguren, denn jede Person hat seine eigene Tiefe, seine eigene Geschichte und seine eigenen Gründe. Was auch erklärt, warum man so vollkommen mit in die Ermittlungen eingeschlossen wird und von der Handlung selbst mitgerissen wird.

Die Handlung wird zudem nicht einfach abgespult, die Indizien werden uns nicht im Laufe der Seiten wie Häppchen zugeworfen. Nein, alles wird hier vorsichtig, mit Bedacht und Logik eingeführt, wodurch man gerne jeden Schritt und jede Entdeckung der Polizisten begleitet, und wodurch wir bis zur letzten Seite die Luft anhalten.

Das Kirchhoff/Bodenstein Duo selbst wird ebenfalls sehr lebensnah beschrieben. Die beiden Polizisten der Mordkommission, wie auch alle anderen Mitglieder ihrer Einheit, haben ein Privatleben, welches zwar erwähnt und beschrieben wird, aber nie so dass es die eigentliche Handlung belastet, sondern gerade genug um uns zu interessieren und es uns zu ermöglichen es uns vorzustellen ohne uns zu langweilen.

In diesem Roman der „unbeliebten Frau“ hat mich eventuell die Entwicklung der Unternehmen etwas gestört, die Wichtigkeit einiger Geschäfte die im Laufe der Ermittlung aufgedeckt wurden. Das war sehr interessant, aber das Gesamtwerk war vielleicht etwas zu vertrackt und kompliziert für einen ersten Fall.

Der Schreibstil selbst war hier noch etwas weniger ausgefeilt als in dem vierten Buch der Reihe (was ja eigentlich mehr als verständlich ist).

Doch eines ist ganz klar: Schon hier war er äusserst füssig, anenehm zu lesen und einfach. Ich könnte nicht einmal genau sagen was es nun ist, was sich seit diesem Roman verbessert hat. Die Wortwahl vielleicht, sie ist in der „unbeliebten Frau“ noch etwas naiv, nicht so selbstsicher.

Eines ist sicher: Schon mit diesem ersten Fall des Duos setzt sich der Stil Nele Neuhaus unverkennbar durch, und der Leser kann ihre Romane ohne Schwierigkeiten identifizieren. Und das ist es, was einen guten Autoren ausmacht: Ein eigener Stil.

 

Abschließend möchte ich noch sagen, dass es sich hier um einen sehr guten Kriminalroman handelt, eine gut kontrollierte Ermittlung die sich betont mit den Charakteren und deren tiefsten Motivationen beschäftigt.

Ein sehr lesenswertes Buch, trotz seiner kleinen Schwächen, die in nichts die Lesefreue eindämmen. Ich würde sagen, dass bei diesem Buch der „Zauber“ einfach funktioniert.

So. Ich konnte mich jetzt nicht davon abhalten die beiden Bücher von Nele Neuhaus zu vergleichen, ich bitte Sie, mich dafür zu entschuldigen, denn das kann ganz schön anstrengend sein, wenn ein Kommentar sich auf einen anderen Roman bezieht den man nicht unbedingt gelesen hat.

Ich kann nur sagen, dass ich damit nur die positive Entwicklung des Schreibstils der Autorin hervorheben wollte.

Inzwischen habe ich natürlich alle anderen Kriminalromane dieser Reihe gelesen (zumindest diejenigen, die bis heute erschienen sind), und das wären:

 

Die Romane der Taunus-Reihe:

  • Eine unbeliebte Frau
  • Mordsfreunde
  • Tiefe Wunden
  • Schneewittchen muss sterben
  • Wer Wind sät
  • Böser Wolf
  • Die Lebenden und die Toten

 

0 Kommentare

Dein Kommentar

Want to join the discussion?
Feel free to contribute!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.