Robin Cook – Die Hand des Bösen

 

Originaltitel: Foreign Body

Meine Bewertung: 5,5/10

In « Die Hand des Bösen » (« Foreign Body » en VO), begleitet Robin Cook uns in die wunderbare Welt des Medizin-Tourismus.

Ich bin ja ein großer Fan dieses Meisters des medizinischen Thrillers – muss aber leider sagen, dass dieser Roman wohl einer der weniger gelungenen ist, auch wenn das Thema sehr verlockend klingt.

Der Plot:

Die junge Jennifer Hernandez bereitet sich auf ihren ersten Tag als Assistenzärtin in der chirurgischen Abteilung eines Krankenhauses in Los Angeles vor und ist, wie üblich, zu früh. Um sich die Zeit zu vertreiben schaltet sie das Radio an um die Nachrichten zu hören – und so erfährt sie aus dem Munde einer Journalistin, dass eine gewisse Maria Hernandez in Indien verstorben ist, nach einer Operation an der Hüfte verstorben die im Rahmen des sogenannten Medizin-Tourismus vorgenommen wurde.

Jennifer ist zutiefst geschockt: Sie wusste wohl, dass ihre Großmutter, Maria Hernandez, Schwierigkeiten mit ihrer Hüfte hatte, aber diese hatte niemals davon gesprochen nach Indien zu reisen, und schon gar nicht davon, so weit von zu Hause entfernt eine chirurgische Intervention über sich ergehen zu lassen!

Um ganz sicher zu gehen kontaktiert Jennifer sofort ihren Vater und dann das Krankenhaus in Indien, welches ihr die beruhigende Nachricht übermittel, ihre Großmutter erhole sich ganz m Gegenteil gut.

Nur dass, kurz nachdem sie ihren Dienst angetreten hat, das Telefon erneut klingelt Es handelt sich bei der Verstorbenen tatsächlich um ihre Großmutter und das indische Krankenhaus möchte nun wissen ob diese eingeäschert oder einbalsamiert werden soll…

Jennifer entschließt sich, sofort nach Indien zu Reisen um dieser Sache vor Ort auf den Grund zu gehen.

In New Delhi angekommen hat sie den klaren Eindruck, dass irgendetwas nicht stimmt. Man sagt ihr, dass die Todesursache ein Herzinfarkt sei wobei sie gleichzeitig erfährt, dass der Leichnam eine Zyanose aufwies, was dieser Diagnose widerspricht. Auch die Beharrlichkeit, mit der das Krankenhaus sie zu einer Entscheidung drängt, was die Verfügung über den Körper ihrer verstorbenen Großmutter behagt ihr nicht.

Was Jennifer aber endgültig davon überzeugt, dass hier etwas ganz schief läuft ist ein weiterer Todesfall, der am nächsten Tag einen Amerikaner trifft, und das im selben Krankenhaus … und es ist erneut CNN die diesen Tod noch vor der Information der Witwe Tod ankündigt.

Jennifer nimmt mit ihren Freunden Laurie Montgomery und Jack Stapleton Kontakt auf, die beide Gerichtsmediziner sind und die den Robin Cook-Lesern sicher nicht unbekannt sind, und diese beschließen dann auch nach Indien zu kommen um diese Angelegenheit aufzuklären.

Die junge Studentin wird nun gegen ihren Willen in eine Welt getaucht, die ihr vollkommen fremd ist, und zwar die des Medizin-Tourismus der sich immer mehr ausbreitet und der die USA immer mehr um Patienten bringt. Nun muss Jennifer sich auch noch mit konträren Interessen schlagen, und das in einer Gesellschaft von der sie nichts weiß und das in einer Kultur die der ihren in nichts gleicht und von der sie nichts versteht.

Mein Eindruck ?

Wie das auch sonst der Fall ist, reißt Robin Cook uns mit in eine gut dokumentierte medizinische Angelegenheit, hier mit dem kleinen Bonus, dass wir noch etwas über Indien und insbesondere New Delhi erfahren.

Doch auch wenn der Roman intelligent ist, sein Thema einen aufmerksam macht und die Kulissen malerisch sind, so bedaure ich doch die klare Abwesenheit eines wichtigen Elements: Spannung.

Denn wir lesen hier eine Geschichte ohne wirkliches Geheimnis, da wir von Anfang an alle Mitspieler kennen, alle Gründe und Auswirkungen. Die Idee ist wirklich gut, besonders da der medizinische Tourismus im Moment viele Fragen aufwirft, aber das reicht sicher nicht aus um einen guten Thriller zu liefern.

In „Die Hand des Bösen“ verfolgen wir Jennifer Hernandez und beobachten auch ihre Gegenspieler, die sie im Verborgenen belauern und dies von allen Seiten: Aus Indien, aus Amerika, inmitten des Krankenhauspersonals und sogar unter dem Hotelpersonal finden sich Handlanger ihrer Gegner die sie nicht aus dem Auge lassen. Jennifer ist umgeben von Feinden – und das war vielleicht etwas zuviel?!

Die Bedrohung, der Jennifer ausgesetzt ist, wird immer gefährlicher, spitzt sich immer weiter zu ….. und wirkt nun am Ende wirklich sehr sehr dünn, Nadelspitzendünn.

Man hat den Eindruck der Autor habe zunächst nicht darüber nachgedacht, auf welche Art und Weise er ein bisschen Spannung in diesem Roman aufbauen könnte und sich dann kurzerhand dafür entschlossen hat, dass es am logischsten sei wenn er seine Heldin einer dunklen Gefahr aussetzt. Was nicht gerade effektiv und kaum glaubhaft ist.

Weiterhin fehlt uns hier jeder Überraschungsmoment. Alles plätschert so dahin wie in jedem anderen Roman, man erfährt alles in Echtzeit.

Und, apropos „Echtzeit“, zu Beginn dieses Buches war ich unangenehm überrascht, denn Robin Cook hat in den Kapiteluntertitel nicht nur die Uhrzeit und den Ort genannt (was ja nun eher geläufig ist), sondern ausdrücklich auf Geschehnisse hingewiesen, die gleichzeitig mit diesen verliefen. Wieder einmal hatte ich das Gefühl einer sehr künstlichen Technik, deren Ziel es war dem Buch einen kleinen „24“-Touch zu verleihen (zum Glück und zu meiner großen Erleichterung verschwinden diese Untertitel nach einigen Kapiteln).

Und dann nähert man sich den letzten Seiten des Romans, allerdings ohne diesen schwer zu bändigenden Drang zu verspüren, die Seiten schneller zu blättern um endlich das Ende zu kennen – was ja eigentlich das Ziel eines Thrillers ist!

Das ist nun wirklich sehr schade!

Ein weiterer negativer Punkt den ich noch erwähnen möchte, das sind die zahlreichen Wiederholungen: Die einen erzählen den anderen wieder und wieder dieselben Begebenheiten … Irgendwann hat man es dann schon dreimal gelesen und braucht (und möchte) es nicht noch einmal durchkauen, es würde dann eigentlich reichen zu sagen dass Jennifer diesen oder jenen darüber unterrichtet … ohne ins Detail zu gehen …

Dann gibt es noch eine weiter Schwäche. Einige Punkte werden aufgeworfen aber nicht wirklich weiter bearbeitet (z.B. der Polizeiinspektor, dem wir begegnen), und am Ende hat man viele Fäden in der Hand, die trist in der Leere verlaufen.

Dennoch muss ich sagen, dass der Roman gut belegt ist und der Leser sicher hindurch geführt wird, eine fremde Welt eröffnet sich, eine leicht beunruhigende Welt, und Robin Cook beweist noch einmal sein Talent uns mit sehr einfachen Worten medizinische und doch komplexe Verfahren darzulegen.

Seine sehr lebhafte Beschreibung von New Delhi ist ebenfalls erwähnenswert.

Kurz, ich habe es nicht bereut diesen Roman gelesen zu haben, aber es ist mit Sicherheit nicht der beste des Autors der uns an weit Spannenderes gewöhnt hat.

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