C.J. Sansom – Pfeil der Rache

Originaltitel : Heartstone

Meine Bewertung: 8,5/10

In diesem Buch habe ich wieder mit großer Freude Matthew Shardlake angetroffen, den buckligen Anwalt der zur unruhigen Zeit der Tudors in England arbeitet.

Im Gegensatz zu den vier vorherigen Bänden mit Matthew Shardlake ist der Fall, der ihm in „Pfeil der Rache“ anvertraut wird, weitaus persönlicher, weniger politisch und weniger weitgreifend – aber mit Sicherheit genauso spannend!

Ich glaube auch, dass mir seit Beginn der Reihe dieser fünfte Band am besten gefallen hat.

Nicht nur, dass der Autor die allgemeine Atmosphäre der Zeit, Mitte des XVIten Jahrhunderts, perfekt beschreibt (zumindest empfinde ich das so), nein, er bietet uns auch hier wieder einen äußerst geschickt überdachten und ausgeklügelten Fall an. Zudem haben die Figuren, denen wir begegnen und von denen wir schon durch die ersten vier Bücher die meisten kennen, alle eine sehr feste Persönlichkeit und man spürt wie sie sich alle im Laufe der Jahre entfaltet haben, man erkennt sie wider, man fürchtet sie.

Das Labyrinth der Macht und der Korruption wird auch hier wieder einmal hervorgehoben.

Kurz: Ich fand es wirklich richtig gut!

 

Aber kommen wir zum Plot:

Wir schreiben das Jahr 1545. Matthew Shardlake wird von der Königin einberufen die ihm einen neuen Fall anvertrauen möchte.

Doch diesmal handelt es sich um eine persönliche Angelegenheit: Sie betrifft den Sohn einer ihrer Dienerinnen. So besteht hier schon von Grund an ein klarer Unterschied zu den vorherigen Untersuchungen des Anwalts, die sich eher in der politischen Sphäre abspielten.

Zudem hängt diese Akte nicht von dem Court of Requests ab, sondern einem Manorial Court ab, welches Matthew Shardlake sehr viel schlechter kennt.

Michael Calfhill, der Sohn der Dienerin, war ein Hauslehrer und wurde nach einem scheinbaren Selbstmord tot aufgefunden, kurz nachdem er eine Klage bei Gericht eingereicht hatte, in der er dem Vormund eines ehemaligen Schülers, Hugh Curteys, „schreiendes Unrecht“ vorwirft. Seine Mutter ist fest davon überzeugt, dass man dies Hugh Curteys Akte tatsächlich vor den Richter bringen sollte.

Diese Beschuldigungen klingen furchtbar, bleiben aber recht vage und Michael Calfhill ist nicht mehr da, um sie auszuführen. So muss nun also Mattew Shardlake herausfinden, was hinter sich hinter dieser Angelegenheit verbirgt, und dafür auch mit Hugh sprechen, der nun achtzehn Jahre alt sowie mit der Familie die seine Vormundschaft nach dem Tod seiner Eltern erworben hat, die Familie Hobbey.

Und so bricht Matthew Shardklake nun, zusammen mit seinem Assistenten Jack Barak auf zu den Ländern der Familie Hobbey.

Welches abscheuliche Geheimnis verbergen sie, das von Michael als „schreiendes Unrecht“ bezeichnet wurde und vielleicht zu dessen Tod geführt hat?

Da ihre Reise sie durch Sussex führt, beschließt der bucklige Anwalt diese Gelegenheit zu nutzen und endlich herauszufinden, was mit Ellen geschehen ist, der jungen Frau die wir aus „Das Buch des Teufels“ kennen – er möchte in Erfahrung bringen welches Ereignis die junge Frau in den Wahnsinn getrieben hat und wer nun schon seit neunzehn Jahren ihren Aufenthalt in Bedlam finanziert.

Diese beiden Ermittlungen sind gut aufgebaut und wir begleiten Matthew Shardklake nun in die Verwaltungslabyrinthe, finden uns wieder de Korruption gegenüber, dem Tuch des Schweigens unter dem so manche Tatsache verborgen wird, die von allen tolerierten Kungeleien…

Doch vor allen Dingen ist 1545 ein Jahr der extremen Anspannung zwischen England und Frankreich: Die französischen Truppen marschieren Richtung Portsmouth, die Soldaten werden einberufen, der Krieg steht kurz bevor und die Angst vor einer französischen Invasion ist in aller Herzen. Und diese Gegenwart der Armee erschwert die Untersuchungen des Anwalts noch zusätzlich!

Wieder einmal habe ich den Roman verschlungen:

Viel bleibt auch nicht zu sagen.

Die Tatsache, dass der Autor es vollbracht hat noch einmal einen neuen Wind in die Reihe zu bringen, indem er die Art des von Mattew übernommenen Falls leicht ändert hat diesem Buch sicherlich einen neuen Aufschwung gegeben, doch es sind wieder die so genauen Beschreibungen der Lebensgewohnheiten und –Bedingungen der damaligen Zeit die mich überzeugt haben.

Ich kann mir die Reise ohne Schwierigkeiten vorstellen, ich schmecke den Staub auf der Zunge, ich habe den Eindruck den Rauch zu riechen, ich höre regelrecht die Bewegungen der Kriegsschiffe…

 

Eine gelungene Mischung zwischen einem cleveren Krimi und einem gut inszenierten historischen Roman.

Die Fans der historischen Romane werden hier glücklich, aber auch die begeisterten Krimi-Fans können sich auf eine gelungene und spannende Ermittlung freuen. C.J. Sansom hinterlässt dem Leser ausreichend Indizien, die es diesem dann ermöglichen sich zu bemühen das Geheimnis der Familie Hobbey – oder auch das der Ellen – zu erraten, und es ist wirklich angenehm gemeinsam mit dem Anwalt zu recherchieren. Wir fragen uns warum manche Charaktere, denen wir begegnen, so erstaunlich reagieren, wir bewundern den Mut von anderen und versuchen zu begreifen, bevor….

Noch einmal begegnen wir Persönlichkeiten, die Matthew Shardlake sich in der Vergangenheit zum Feind gemacht hat, wie zum Beispiel Richard Rich, und wir zittern mit dem Anwalt wenn dieser dessen Blick begegnet.

Wie ich schon erwähnte, sind die Romanfiguren (fiktiv oder reell) sehr lebhaft beschrieben, die Umgebung ist farbig, die Atmosphäre drückend.

Der Schreibstil ist sehr flüssig und passt perfekt zu dem Roman und erwartet uns mit seiner stickigen Stimmung des 16ten Jahrhunderts.

Also, ein absolut lesenswerter Roman !

 

In der « Matthew Shardlake » – Reihe sind bis zum heutigen Tag folgende Bände erhältlich:

  • Pforte der Verdammnis (Dissolution)
  • Feuer der Vergeltung (Dark Fire)
  • Der Anwalt des Königs (Sovereign)
  • Das Buch des Teufels (Revelation)
  • Pfeil der Rache (Heartstone)
  • Die Schrift des Todes (Lamentation)

 

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