Igor & Grichka Bogdanov – Das Gesicht Gottes …

…. Was war vor dem Big Bang?

 

Originaltitel: Le visage de Dieu

Meine Bewertung: Es handelt sich nicht um einen Roman, daher kann ich das nicht « bewerten » es ist aber ein recht faszinierendes Buch

„Das Gesicht Gottes“ – schon der Titel erklärt warum ich dieses Werk, welches ich im Übrigen faszinierend finde, nicht bewerten kann.

Nein, es ist nicht die Anspielung auf Gott die mich davon abhält, es ist einfach die Tatsache, dass dieses Buch sich darum bemüht dem weiten Publikum die Theorien und wissenschaftliche Fakten zu der Erstehung der Erde vorzulegen, jene die das „vorher“ betroffen, das Universum.

Die Gebrüder Bogdanov haben ein wahres Talent, eine Begabung die ihnen wohl in die Wiege gelegt wurde, nämlich jenes die kompliziertesten Theorien einem Normalsterblichen erklären zu können.  

Mit „Das Gesicht Gottes“ erfahren wir, wie im Laufe des letzten Jahrhunderts die großen Wissenschaftler, Gelehrte, Mathematiker, Kosmologie-und andere Theoretiker die Frage der Entstehung des Universums angegangen sind, und wir verfolgen die Gedankengäge und wissenschaftlichen Dispute von Persönlichkeiten wie Einstein, Hawking, Smoot und viele andere deren Namen uns nichts sagen, wir erfahren was ihre Theorien waren, ihre Rechnungen, welche Hilfsmittel sie benutzt haben und wie man das bis zum heutigen Tag erhaltene wissenschaftliche Ergebnis verstehen kann. Wir begreifen den Weg dieses wissenschaftlichen Gedankengangs. Der Big Bang, zum Beispiel, Sie denken das wäre ja ganz klar, und dennoch ist dieser Begriff sehr neu! Einstein selbst glaubte zunächst nicht daran!

Ich habe dieses Buch gelesen wie ich einen besonders spannenden Thriller lesen würde. Ich habe die Seiten nur so verschlungen, um einen abgenutzten Ausdruck zu benutzen.

Die Mathematik, die Physik, all das interessiert mich nicht grossartig, aber ich versthe eben gerne. Ich höre auch gerne Wissenschaftlern zu wenn sie spreche doch entgeht mir durch die unverständlichen, zu gelehrten Ausdrücke, oftmals sehr viel. Ja, die Brüder Bogdanov benutzen dieselben Ausdrücke, doch sie erklären sie auf eine so einfache Art und Weise mit Hilfe von simplen Beispielen, die aber so einprägsam sind, dass man keinerlei Schwierigkeit mehr hat einem Argument zu Konzepten wie „Singularität“, „imaginäre Zeit“, „Plancksche Mauer“ zu folgen.

Noch etwas anderes ist mir sehr positiv aufgefallen, als ich dieses Werk gelesen habe: Man kann nicht leugnen, das wir, bescheidene Leser, nicht das Wissen besitzen das nötig ist um sich mit solch einer Materie auseinanderzusetzen. Doch die Gebrüder Bogdanov scheinen uns niemals von oben herab zu sehen. Oftmals, um den Leser nicht zu verletzen wenn sie ein Element erklären das für sie selbst eine Grundlage ist, scheinen sie uns beruhigen zu wollen als handle es sich einfach darum uns etwas in Erinnerung zu rufen, was wir irgendwann einmal in der Schule gelernt hatten. So leiten sie ihre Auslegungen mit einem „…wie Sie wissen… „ ein. Natürlich scheint das dann schon dick aufgestrichen, aber das ist es erstaunlicherweise nicht, denn wir wissen ja dass wir diese Erklärung für das Verständnis der kommenden Seiten benötigen.

Das Ergebnis ist ein Buch, welches einem ermöglicht die wissenschaftlichen Theorien oder aktuellen Spekulationen zu lauschen. Dieses Werk liest sich wie ein Roman, die Spannung wird durch kleine Anspielungen aufrechterhalten, die uns zum weiterlesen verleiten. Selbst die Aktion ist nicht vergessen, denn da sich dies alles oftmals in der Gegenwart vorgestellt wird, in unserem eigenen Haus, erinnern uns die Autoren daran dass auch wir zu diesem Universum gehören.

Und selbst das Ende stellt einen wirklichen Abschluss dar. Die Autoren bieten uns eine „Lösung“ zu dem Moment „vor dem Universum“ an, die mehr als überzeugend klingt.

Ich muss zugeben, dass ich während (und durch) meiner Lektüre Zugang zu Fakten und Theorien hatte, die mich so beeindruckt haben dass ich nicht nur Gänsehaut bekam sondern mir sogar leicht übel wurde. Wenn man mit dem Finger einne Kenntnis berührt, wenn man den Eindruck gewinnt, dass man plötzlich eine Wahrheit begreift die unsere bisherige Wahrnehmung übersteigt ist das wohl das Ergebnis: Eine leichte Übelkeit.

Leider sind Theorien und Wissen etwas besonderes. Es ist nicht so, dass wir, wenn wir einen Mechanismus perfekt begreifen, auch das wirkliche Wunder begreifen. Nun erlaube ich mir ebenfalls ein Beispiel anzuführen: Wir wissen seit unserer Kindheit, wie Babys auf die Welt kommen, eine Geschichte von Spermium, Eiern und DNA, von Zelltrennung, Genetik, rezessiven und dominanten Genen usw. Die Theorie ist uns allen klar, selbst dem Allgemeinbürger. Die Geburt ist also etwas ganz Klares. Ich habe auch selbst schon ein Leben auf diese Weise erschaffen.

Und dennoch.

Die Theorie, die habe ich. Ja auch die Praxis.

Und dennoch begreife ich es immer noch nicht! Wie ist es möglich, dass man so die Welt erblicken kann, aus dem nichts, aus meinem Bauch? Das Kind kommt zur Welt und verändert mein Leben, es erschafft sich seine eigen Welt die sich dann um es herum drehen wird. Es wird seine eigene Persönlichkeit entwickeln und die Welt nun ebenfalls verändern. Nein, ich begreife es einfach nicht, ich kann es nicht erfassen, das bleibt ein Wunder.

Vielleicht wurde mir deshalb übel? Ein neues Konzept begriffen zu haben ohne das Wunder wirklich zu erfassen? Zu verstehen, was der Astrophysiker G. Smoot mit den Worten „das Gesicht Gottes“ sagen wollte aber nicht erfassen zu können was er tatsächlich wahrnehmen konnte?

Hier kann ich dann den Autoren dieses beeindruckende und faszinierenden Buches nur beipflichten: Manchmal vermischen sich Wissenschaft und Mystik. Für mich wird auch in den felsenfest belegten wissenschaftlichen Fakten immer ein kleiner Teil „wunderbar“ bleiben.

Sie haben es verstanden – dieses Buch hat mich fasziniert (oha, jetzt habe ich das schon mindestens dreimal gesagt, eher öfter), da ich nun Dinge habe über die ich nachdenken kann, ich bin zu etwas vorgedrungen was mir bis jetzt verschlossen blieb.

Vielleicht sollte ich mich für die Ergebnisse der PLANCK-Mission interessieren (vorgesehen für Ende 2012). Ich könnte nun eventuell einen winzigen Teil davon verstehen? Sonst kann ich auch das nächste buch von Igor und Grichka Bogdanov kaufen.

Eine kleine Bemerkung noch: Die Autoren haben meine ganze Bewunderung, ich denke das ist offensichtlich.

Dennoch kann ich ihnen nur dazu raten, sich nicht in das Abenteuer der wahrhaftigen „Literatur“ zu begeben (wie zum Beispiel einen Roman). Ich muss schon sagen, dass die ersten Seiten mich gepeinigt haben, ich dachte wirklich ich könnte nicht weiterlesen: Die Autoren haben ihr Buch mit einer Einleitung in Romanform begonnen, in der es sich um einen Vortrag geht in dem George Smoot den Satz zu dem „Gesicht Gottes“ ausspricht, der diesem Buch seinen Titel verliehen hat. Die Beschreibungen sind unglaublich und schmerzhaft schwerfällig, die Metaphern häufen sich zu beinahe unüberwindbaren Bergen an. Dieser Stil liegt ihnen absolut gar nicht! Ab und zu versuchen sie sich erneut an einer Szene in Romanformat, um das Buch aufzulockern denke ich, aber glücklicherweise halten sich diese Momente in Grenzen.

 

NOCH EINE KLEINE BEMERKUNG, die ich nach der immer verbreiteteren Polemik um die Autoren hinzugefügt habe: Als dieses Buch veröffentlicht wurde, konnte man der Polemik um die Bogdanov Brüder nicht entgehen wenn man den Fernseher anstellte: Sind sie den wahrhaftige Wissenschaftler? Sind es nur Betrüber? Sind ihre Thesen eine Ansammlung von unsinnigen Hypothesen oder nur Leere die sich durch ihre geschickt ausgeklügelte Form gut präsentieren kann?

Meinerseits erhalte ich meinen gesamten Beitrag aufrecht, ganz einfach weil mir diese Polemik vollkommen gleichgültig ist. Ich habe dieses Werk gelesen und es hat mich fasziniert (ha, schon wieder!), ich konnte mir neue Dinge vorstellen, es schien mir logisch.

Ich habe es nicht erworben um mein Wissen zu vertiefen (ich hatte keines), sondern um diese Möglichkeit zu nutzen Theorien zu erfassen die ansonsten außer Reichweite zu sein scheinen – und mich somit intelligenter zu fühlen. Und wissen Sie was? Es hat richtig Spaß gemacht dieses Buch zu lesen. Wie ich schon sagte, hat man den Eindruck einen Thriller zu lesen (wenn da nicht diese lyrischen Ausrutscher gewesen wären die nun wirklich unnötig waren).

Dies ist ein Buch das sich leicht liest. Ob dies hier ausgesprochenen Theorien nun „gestohlen“, falsch, inhaltliche Leere die geschickt wissenschaftlich ausgedrückt wird ist, das ist für mich, einfachen Leser und nicht Kosmos-Gelehrter, ohne jede Wichtigkeit.

Ich nehme es wie ich jedes andere Buch nehme, und als solches ist es gut.

Ich kann selbstverständlich keinerlei Meinung zu dem wissenschaftlichen Gehalt und dem Wert als „Dokumentation“ abgeben. Was ich auch nicht tue. Ich sehe an dieser Polemik dass viele dies versuchen, so lasse ich sie dies tun, jedem das Seine.

 

 

 

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