Sebastian Fitzek – Noah

Originaltitel: Noah

Meine Bewertung: 4/10

Ich war wirklich sehr von diesem Roman enttäuscht.

Wie Sie es ja sicher unterdessen wissen, lese ich einen Teil der Bücher des Autors liebend gerne – mag aber einen anderen Teil gar nicht. Sebastian Fitzek ist zum Besten wie zum Schlechtesten fähig, könnte man fast sagen.

Noah ist hierfür ein wunderbares Beispiel: Gute Absichten und Ideen, ein Plot der spannend zu sein versprach – doch hebt das Gesamtwerk einfach nicht ab, zumindest nicht so wie sein Autor es wahrscheinlich erwartet hat.

Grob können Sie sich diesen Roman wie einen Action-Film vorstellen, der sich um meine weltweite, künstlich hervorgerufene Pandemie dreht, nur eben in Form eines Buchs.

Aber beginnen wir doch mit dem Plot:

Der Plot:

Ein Mann, Ende dreißig, irrt durch die Straßen Berlins. Er weiß nicht, wer er ist oder woher er kommt, er hat sein Gedächtnis verloren. Alles, was er weiß ist, dass jemand versucht hat ihn zu töten denn er hat eine Schusswunde an der Schulter. In seinem Handballen kann er ein einziges, ungeschickt tätowiertes Wort lesen: Noah. Ist dies Vorname? Jedenfalls nennt ihn jeder bei diesem Namen.  

Noah hat Glück gehabt, denn Oskar, ein Obdachloser, hat sich seiner angenommen, hat ihn versorgt und gepflegt. Oskar scheint mit seinem Lebensstil im Reinen zu sein, er ist vorsichtig, trinkt keinen Alkohol und liest gerne, er ist eher kultiviert und ein recht begeisterter Anhänger der Verschwörungstheorie.

Als unsere beiden neuen Freunde so durch die Stadt ziehen, wird es schnell klar dass Noah nicht irgendein Mann ist, denn verschiedene Ereignisse legen schnell seine Killerinstinkte offen dar – und zeigen den beiden Männern, dass irgendetwas Schreckliches auf sie zukommt.

Könnte dies alles mit der weltweiten Pandemie in Verbindung stehen, die in aller Munde ist und sogar die Schließung der größten Flughäfen der Welt mit sich gebracht hat?

Als Noah, durch einen alten Zeitungsartikel aufmerksam geworden, mit einer Journalistin Kontakt aufnimmt, überstürzt sich alles… Noah könnte tatsächlich die Zukunft der Menschheit in seinen Händen halten; doch dafür muss er sich so schnell wie möglich daran erinnern, wer er ist und was er weiß!

 

Meine Meinung:

Wie ich schon in meiner kleinen Einleitung sagte, dieser Roman ist ein Action-Film in Buchform. Genauso liest er sich. Die Aktion ist so allgegenwärtig, dass sie über die Protagonisten – und auch den Leser – einstürzt, noch bevor die Szene überhaupt vorbereitet wurde, und diese Lawine erdrückt jede Spannung, die, ertränkt unter der Vielzahl der überstürzten Geschehnisse, nicht einmal die Gelegenheit bekommt sich aufzubauen,

Also fehlt es diesem Thriller an Spannung. Das ist dann doch etwas störend.

Dann ist die Handlung auch nicht gerade sehr zusammenhängend. Irgendwo haben sich Mächtige vereint um über die Zukunft der Erde zu entscheiden und verfolgen die zentrale Romanfigur; und so finden wir dann Mitglieder der geheimen Organisation an allen Straßenecken, ja sogar in den Büroräumen jedes Unternehmens, so scheint es einem jedenfalls, es erinnert schon an Kafka.

Etwas übertrieben, würde ich sagen, vor allem, da uns nichts erklärt wird (und was soll denn bitte dieser Raum hinter der Kaffeemaschine? Das fand ich nun wirklich sehr hergeholt und lächerlich. Wenn es so etwas geben sollte, wäre es wohl besser es nicht zu schreiben).

Die Idee hinter dem Roman ist dabei sehr gut!

Sie erscheint nicht auf dem Einband, und ich wusste also nicht wohin ich meine Füße setzte:

Kurz zusammengefasst geht es um eine Pandemie unnatürlichem Ursprungs, die sich auf dem Planeten breitmacht. Einige wollen, dass diese sich so schnell wie möglich bis in die hinterste Ecke der Erde verbreitet, andere wiederum möchten sie stoppen. Manche bieten Impfstoffe oder Medikamente an während andere behaupte, das alles sein nur eine Erfindung, diese Krankheit gäbe es gar nicht.

Und so beginnt die Welt langsam im Chaos zu versinken, in Europa, Amerika wie in Afrika, bei den Reichen wie auch bei den Ärmsten.

Worum Sebastian Fitzek sich bemüht hat, und das finde ich wirklich großartig, das ist einen Roman zu verfassen der uns daran erinnert wie stark unsere jetzige Zivilisation den Planeten zerstört, dass wir einem Parasitengleichen, der den Organismus, der ihn beherbergt, tötet. Eine der Romanfiguren, Zaphire, sagt dies auch ganz offen, er redet von der Armut, den Reichen die entspannt essen während sie einen Film über die Hungersnot schauen, von uns allen die wir die Augen schließen, den Tod in uns hineinfuttern und uns mit dem Leiden der Armen bekleiden.

Die von dem Autor genannten Fakten sind real, ich kannte sie wie auch Sie sie sicher kennen. Es reicht, den Fernseher anzumachen. Es reicht, eine Zeitung zu lesen und nachzudenken.

Es war gut, es uns so klar zu sagen.

Aber schade, es immer wieder zu wiederholen, ich denke etwas mehr Subtilität wäre hier von Vorteil gewesen.

Grundsätzlich bin ich aber mit dem Autor einer Meinung und freue mich, dass ein so bekannter Schriftsteller sich in einem seiner Romane so klar ausdrückt.

Aber kommen wir doch zum Roman zurück. Denn es ist eben die Form, die nicht so gelungen war.

Er hat mir nicht gefallen.

Keine Spannung. Ein schlecht aufgebauter Plot, nur die Fakten über den Zustand des Planeten waren klar und kohärent, wurden dann allerdings zu oft wiederholt.

Die Verschwörungstheorie, oder die Verschwörung, wurde einfach so hingeworfen, wie ein Fischernetz ins Meer – und dann vergessen.

Die Hintergründe wurden nicht aufgedeckt.

Die Handlungen waren unvollständig, alle Fragen erhielten keine Antwort (nehmen wir Oskar, was war seine Geschichte? Warum werden wir bis in die tiefste Misere der Armut geführt wenn es scheinbar keinen wirklichen Zusammenhang gibt? Nur um uns noch einmal die Ausbeute der Armen durch die Reichen vor Augen zu führen? Wer hat noch an all dem teilgehabt? Und inwiefern? Was waren das alles für seltsame Orte? Manche Charakter wurden einfach so stehengelassen, ohne dass genug über sie gesagt wurde, soviel ist sicher).

Dann wird die Aktion einfach nur noch unübersichtlich. Alles überstürzt sich wild durcheinander.

Eben wie in einem Action-Streifen.

Das war wirklich schade.

Ein Roman der auf einer guten Grundidee basiert, mit guten Absichten, der dann aber einfach mangels einer stützenden Struktur zusammenbricht.

Dies ist sicher nicht der beste Fitzek den ich gelesen habe. Dann wollen wir mal sehen, wie der nächste wird (ich hoffe doch, dass dieser dann wieder richtig gut wird).

 

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