Tracy Chevalier – Zwei bemerkenswerte Frauen

Originaltitel: Remarkable Creatures

Meine Bewertung: 7/10

Also, dieses Buch wollte ich eigentlich nicht lesen, ich hatte sogar nie von ihm gehört. Mein 7jähriger Sohn hat es mir dann zu meinem Geburtstag geschenkt, voller Erwartung ….. ich habe also da Schlimmste erwartet, aber es lag ihm so viel daran, dass ich es sofort lese …. Nun, das war eine wirklich gute Überraschung!!

„Zwei bemerkenswerte Frauen“ ist ein quasi-historisches, fast biographisches Buch über das Leben der Mary Anning, die berühmte Entdeckerin von Fossilien wie die des Ichthyosaurier oder des Plesiosaurier, welches wie ein Roman gestaltet wurde.

Damals, zu Beginn des 19ten Jahrhunderts, wurden die Frauen nicht im Geringsten anerkannt, sie hatten keinerlei Bedeutung und waren nur da um Kinder zu gebären oder ihre Ehemänner zu stärken.

In der kleinen Stadt Lyme Regis lebt die junge Mary Anning, die aus einer sehr armen Familie stammt. Gemeinsam mit ihrem Vater, einem Tischler, und ihrem Bruder sucht Mary verschiedenste Fossilien um diese an Touristen zu verkaufen. Sie wächst so in mit dieser etwas eigenartigen Tätigkeit auf und entwickelt schon in jungem Alter einen Instinkt, ein „Auge“, welches es ihr ermöglicht unvergleichliche Fossilien zu finden.

Zu dieser Zeit lässt sich eine andere Frau mit ihren zwei Schwestern in dem Städtchen nieder. Diese ist weniger jung als Mary, es handelt sich um Elizabeth Philpot, eine alte Jungfer die jede Hoffnung auf einen Ehemann aufgeben muss da es ihr an Schönheit, Charme und Mitgift mangelt.

Da ihr älterer Bruder geheiratet hat, musste sie mit ihren Schwestern ihr Haus in London verlassen und bereitet sich so auf ein einsames Leben in dieser kleinen Stadt am Ozean vor.

Schon bald wird sie auf die Fossilien aufmerksam, die sie am Strand findet – und auch auf das junge Mädchen, welches so viel darüber weiß obwohl es weder lesen noch schreiben kann und keinerlei Schulbildung genossen hat.

Obwohl alles die beiden Frauen trennt, unter anderem ihr Alter, werden Elizabeth und Mary schnell Freundinnen und suchen gemeinsam nach den verborgenen Spuren des Lebens.

Und dann passiert das Unglaubliche: Mary entdeckt den ersten Ichthyosaurier!

Ein wahres „Monster“, welches entfernt einem fossilisierten Krokodil gleicht und die gesamte wissenschaftliche Gemeinschaft erbeben lässt! Reiche Gentlemen wie auch Spezialisten interessieren sich für dieses Fossil und Mary kann endlich darauf hoffen ihre Familie finanziell mit der Suche nach den „Curios“ zu unterstützen.

Nicht nur, weil sie sich nun äußerst gut in Fossilien und „Steinmonstern“ auskennt, sondern auch da sie in der Lage ist dort welche zu finden, wo niemand sonst welche sieht, fast auf Anfrage!

Doch sie ist nur eine Frau, ihr Name wird nicht bekannt, niemand nimmt sie ernst, ihre Entdeckungen fahren ohne sie in die Welt ohne ihr auch nur die geringsten Anerkennung zu bringen…

Also??

Sie müssen sich auf einen Roman vorbereiten, der sich fast ausschließlich am Strand abspielt, im Schlamm, auf der Suche nach Fossilien und Ichthyosauriern.

Sollten Sie also nicht das kleinste Interesse für die Entwicklungsgeschichte oder die Entstehung der Welt haben, wenn Sie sich nicht auch nur ein wenig für die Stellung der Frau in der Gesellschaft interessieren, so ist dieser Roman nichts für Sie.

Doch auch wenn Sie sich nicht im geringsten für Fossilien oder die prähistorische Geschichte interessieren, kann dieses Buch fesselnd sein!

Die Autorin vermag es, die Suche nach Fossilien, deren Reinigung und Verkauf sowie das Verständnis über ihre Herkunft fesselnd zu gestalten.

Zudem finden wir in diesem Buch natürlich auch, wie es sein soll, die persönlichen Geschichten der Romanfiguren wieder, wie das traurige Leben der Elizabeth, deren Eifersucht wenn ein Mann sich für die viel jüngere Mary interessiert, ihre treue Freundschaft zu dem jungen Mädchen, die Gefühle, die so fehl am Platz sein können, aber auch den Blick der Männer auf die Frauen, die Art und Weise wie die angeblichen „Gentlemen“ die Frauen niederer Herkunft ausnutzen, der fehlende Respekt …

Ein Blick auf die damalige Gesellschaft, die uns bei der Suche nach Fossilien begleitet.

 

Es handelt sich hier also um einen sehr netten Roman. Aber auch ein etwas sonderlicher Roman!

Was hat mir daran am meisten gefallen? Erstaunlicherweise die Suche nach den Fossilien, obwohl das sicher der langweiligste Aspekt des Buches war.

Was hat mir an diesem Buch missfallen? Ich denke, die Autorin hätte weitere Informationen zu den fossilisierten Exemplaren einfügen können. Ich habe – getrieben von meiner Neugier – nach den zitierten Exemplaren „gegoogelt“, wie auch nach dem Namen der Mary Anning, und so konnte ich mir dann tatsächlich die ausgegrabenen Fossilien vorstellen. Ich hätte allerdings bei meiner Lektüre gerne mehr über deren Rolle in der Entwicklungskette erfahren. Natürlich wusste man zu jener Zeit nichts davon, man wagte damals ja nicht einmal davon zu sprechen um nicht der Blasphemie angeklagt zu werden, was auch klar in dem Roman unterstrichen wird und die Abwesenheit dieser Ausführungen erklärt, und dennoch wäre es für den Leser mehr als interessant gewesen mehr darüber zu erfahren, und sein es nur in einer kleinen Fußnote oder einem kleinen Index am Ende des Buches. Das war eine richtige Lücke.

Ich muss nun noch etwas zu dem Kommentar auf der Buchrückseite der französischen Ausgabe sagen (die ich gelesen habe), und welche diesen Roman mit den Büchern Jane Austens vergleicht – also da muss ich sagen, nein! Es ist wahr dass sich dieses Buch grob zur gleichen Zeit abspielt, es stimmt auch, dass man von Frauen und deren Status in der Gesellschaft spricht, aber trotzdem! Das Hauptthema ist eine Frau die tatsächlich gelebt hat, ihre Entdeckungen durch die sie in die Geschichte einging und nicht das ihrer Liebesgeschichten, ihrer Familienbindungen oder sonst irgendeine Eifersuchts-, Liebes oder Neidgeschichte.

Tatsache ist, dass ich durch diesen Roman sehr viel gelernt habe und dass ich selbst überrascht bin, wie viel Spaß ich beim Lesen hatte!

 

 

0 Kommentare

Dein Kommentar

Want to join the discussion?
Feel free to contribute!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.