Jussi Adler-Olsen – Selfies

Originaltitel: Selfies

Meine Bewertung: 6,5/10

Selfies“ ist der siebte Fall des Sonderdezernat Q.

Dieser Roman schweift leicht von der vorgegebenen Spur ab, denn auf der einen Seite ist der Aufbau selbst des Romans ein wenig anders als die seiner Vorgänger – er ist sehr viel klassischer als gewöhnlich – und auf der anderen Seite stehen wir hier internen Schwierigkeiten gegenüber denn das Team von Carl Mørck ist nicht mehr vollständig: Rose ist in einer tiefen Krise, die das ganze Dezernat Q erbeben lässt und sogar die Ermittlungen auf eine etwas erstaunliche Weise beeinflusst…

 

Der Plot:

Eine neuartige Mordreihe erschüttert Kopenhagen: Ein Mörder überfährt mitten auf der Straße junge Frauen, die durch Ihre Lebensweise miteinander verbunden sind, denn sie alle leben von der Sozialhilfe, sind Anhänger von Selfies, Reality-Shows und ähnlich oberflächlichen Dingen. Es sind junge Frauen, die gerade der Jugend entwachsen sind und von dem leichten Reichtum träumen, die Daniela Katzenberger bewundern und keine Ausstrahlung von Big Brother verpassen; sie leben zu Lasten der Gesellschaft ohne sich auch nur im Geringsten darum zu bemühen, diese soziale Armut hinter sich zu lassen.

Verdienten diese jungen Frauen den Tod? Der Mörder ist davon überzeugt, er erleichtert die Gesellschaft von einer Last.

Das Sonderdezernat Q ermittelt durch Zufall in diesen Fällen, die eigentlich nicht in seinen Arbeitsbereich fällt und muss damit diskret sein, damit das Stockwerk über ihnen nichts von seinen Untersuchungen erfährt… was nicht leicht ist wenn ein Fernsehteam der Arbeit folgen soll… 

Man kann sich leicht vorstellen, wie das Sonderdezernat Q der Piste des Mörders folgt… doch diesmal muss es ohne Rose arbeiten! Rose ist in großen Schwierigkeiten, ihre inneren Dämonen haben sie eingeholt und das gesamte Team wird aus der Bahn geworfen, das seltsame Gleichgewicht wird gestört und die Arbeit spiegelt dies wider.

 

Meine Bewertung:

Selfies ist ein guter Kriminalroma, aber kein guter Roman der Reihe des Sonderdezernat Q. Der Aufbau ist zu klassisch, es handelt sich um einen Standardkrimi in dem wir den Opfern, dem Mörder und den Ermittlern folgen.

Das ist wirklich schade. Hier haben wir nicht genug von Mørck, nicht genug von Assad und sicherlich nicht genug von Rose – oder eben zu viel von ihr!

Mørcks Arbeit erinnert an die eines jeden Kommissars, die Sprache von Assad hat sich ein wenig zu gut entwickelt und auch seine Kommentare über Kamele fallen irgendwie ins Wasser; ja selbst sein Kaffee wird eher zum Witz.

Das Duo Assad-Mørck funktioniert nicht mehr auf diese atypische Art und Weise die wir mit der Reihe verbinden sondern eben einfach klassischer.

Was Rose betrifft, so befindet diese sich in einer schrecklichen Situation, ihre Probleme haben sie eingeholt und sie steht am Rande des Abgrunds und ist nun kein Mitglied des Teams mehr sondern eine Romanfigur die am Rande der Geschichte mitgleitet, sich auf teilweise hergeholte Weise daran klammert.

Natürlich bleibt der Roman gut, aber ich erwarte nun systematisch mehr von den Fällen des Dezernat Q, ich erwarte diesen skandinavischen Humor und die außergewöhnliche Ermittlungsweise dieses etwas anderen Teams.

Auch der Titel „Selfies“ kann einen in die Irre führen, denn wir erhoffen uns hier von den Opfern veröffentlichte Selfies und weitere Aktivitäten in den sozialen Netzwerken die eine wichtige Rolle spielen… aber nein. Es handelt sich hier wohl nur darum, einen guten Aufhänger zu finden der mit einem Wort die Zielgruppe des Mörders beschreibt.

Die einzige Figur die ich recht gelungen fand war wohl die des Killers, auch wenn seine teilweise abrupten Verhaltensänderungen manchmal seltsam waren. Doch die Idee, dass eine Krankheit und die Erbitterung zusammen mit den erlebten Demütigungen jemanden dazu bringen können Schreckliches zu tun erschien mir recht plausibel.

Ich kann nur damit schließen, dass es sich um einen guten Kriminalroman handelt solange man ihn aus der Reihe des Sonderdezernat Q herausdenkt. Die nordischen Eigenheiten und die des Mørck-Teams fehlen hier dann doch.

 

Die weiteren Bücher dieser Reihe sind:

  1. Erbarmen
  2. Schändung
  3. Erlösung
  4. Verachtung
  5. Erwartung
  6. Verheißung
  7. Selfies
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