Nele Neuhaus – Böser Wolf

Originaltitel: Böser Wolf

Meine Bewertung: 9/10

Als ich den Einband sah, geschmückt von einem dieser doch eher idiotischen Sätze die bei Verlagen so beliebt sind („die beste Nele Neuhaus aller Zeiten“) habe ich das schlimmste erwartet und dachte mir, diesmal wird das nichts.

Ich hatte unrecht.

Ein richtig, richtig guter Krimi. Noch einmal.

Die Autorin hat ihr Territorium markiert, sie genehmigt sich keinen Ausrutscher, keine falschen Noten, alles ist geschickt platziert, die Handlung, trotz ihrer Komplexität, geschickt vorangetrieben, die Romanfiguren haben wie immer ihre Schwächen und Stärken und entwickeln sich glaubhaft im Laufe des Buches und der Ermittlungen.

 

Doch beginnen mir am Anfang, mit dem Plot dieses sechsten Falls mit dem das Duo Bodenstein/Kirchhoff betraut wird:

Juni 2010. Der Leichnam eines ungefähr 15 Jahre alten Mädchens wird am Mainufer aufgefunden. Trotz aller Recherchen scheint niemand das junge Mädchen zu vermissen, welches scheinbar schrecklich misshandelt wurde, und trotz aller Bemühungen des K11 bleibt die Identität des Teenagers weiterhin ein Rätsel. 

Während Pia Kirchhoff und Oliver von Bodenstein also verzweifelt versuchen, Licht in diese dunkle Angelegenheit zu bringen in der, nach zwei Wochen erfolgloser Ermittlungen kein Indiz auch nur die geringste Spur zulässt, werden sie von einem Anruf unterbrochen: Eine bekannte Talk-Show Moderatorin wurde brutal angegriffen. Hanna Herzmann wurde nackt im Kofferraum eines Wagens aufgefunden, welcher in einem Feld stehengelassen wurde. Sie wurde brutal zusammengeschlagen und missbraucht und kann vorerst nicht vernommen werden, da ihr Leben immer noch immer an einem seidenene Faden hängt.

Das Team des K11 beschäftigt sich nun mit diesem neuen Fall, der sich auch sofort verschärft. Dieser Angriff auf Hanna Herzmann scheint mit den Recherchen zusammenzuhängen, die diese im Moment unternahm – allerdings hat sie mit niemanden über dieses Projekt gesprochen und hat unter höchster Geheimhaltung gearbeitet.

Pia Kirchhoff und Oliver von Bodenstein arbeiten pausenlos und langsam entdecken sie verschieden Spuren die sie an Orte führen mit denen sie niemals gerechnet hätten! Dieser Fall scheint sehr viel weiter zu reichen als nur bis zu einem „heiklen Thema“, die Wurzeln greifen sehr viel tiefer in die Vergangenheit als alle dachten.

Und schon bald scheinen die Ermittlungen der Polizei zu stören – und die Mitglieder des Teams befinden sich plötzlich in wirklicher Gefahr.

 

Ein spannender Fall!

Dies ist ein richtiger Kriminalroman!  Ohne jeden Fehler, ich habe wirklich keinen Winkel gefunden, an dem ich eine fundierte Kritik anbringen könnte. Und es ist eben ein wirklicher Krimi. Das ist so selten geworden! Jetzt sind Aktion, Verfolgungsjagden durch die ganze Welt, Cyber-Kriminalität, genetische Manipulationen oder was-weiß-ich in Mode.

Nele Neuhaus sticht durch ihre „klassischen“ Kriminalromane hervor, deren Grundsätze sie streng respektiert – wobei sie diese aber ganz klar in die moderne Welt mitbringt. Und das gelingt ihr meisterhaft.

Dieser Roman ist packend und beweist mir persönlich noch einmal, dass Nele Neuhaus momentan die WIRKLICHE Königin des Kriminalromans ist. Ihre Plots sind perfekt ausgeklügelt, die gerichtlichen Mechanismen sind solide, die Charaktere glaubhaft und gut beschrieben.

Sie rutscht auch nicht in einen Thriller ab, eine Gefahr die alle Krimi-Autoren laufen, und dennoch vermag sie es ihrem Roman durch einen Hauch Aktion zu beleben (das Show-Down war schon grenzwertig … aber Nele Neuhaus hat genau im richtigen Moment abgebremst, bevor das nicht zu billig wurde).

Dies ist der dritte Fall für das Duo Kirchhoff/Bodenstein, und dennoch ist die Herausforderung groß denn die Untersuchungen führen das „Dream-Team“ in die Vergangenheit, in die gehobenen Sphären der guten Gesellschaft, in den Cyberspace aber auch in die schrecklichen Tiefen der abscheulichsten Kriminalität.

Um einen komplexen Plot flüssig und leicht zu gestalten, begegnen wir diesmal ganz offensichtlich weniger Romanfiguren als üblich, was mir nun wirklich NICHT missfallen hat (es ist schon wahr, dass diese Vielzahl an Romanfiguren in den Romanen NN’s oftmals an die Grenze der Möglichkeiten eines entspannten Lesers gerät, was oftmals der einzige Fehler ihrer Bücher ist).

Um auf „Böser Wolf“ zurückzukommen, so sind auch hier die Charaktere lebendig geschrieben, so dass ich manchmal denke dass ich sie erkennen würde wenn ich ihnen auf der Straße begegnete.

Die Ermittlungen führen uns hier an schreckliche Orte, wir haben es hier mit einem schrecklichen Thema zu tun uns wohnen furchtbaren Taten bei. Aber dieser kleine Schauder gibt diesem Roman noch etwas mehr Stärke. Und das ist eben auch ein Teil dieser Modernität von der ich etwas weiter oben sprach und welche die Autorin gut im Griff hat.

Vor allem aber finden wir in diesem Fall auch diesen kleinen „germanischen Touch“ (der mir in Frankreich schon manchmal fehlt). Jaja!! (Ich könnte mich jetzt fast zu einem dummen Witz hinreißen lassen, im Stil „die deutsche Qualität“, aber ich bin mir sicher dass son mancher selbst daran denkt, also werde ich das einfach nicht tun).

Kurz: Super, super, super!

Dank einer Technik die sich im Laufe der Romane verbessert – und einer Anzahl der Romanfiguren die leicht zurückgeht – übertrifft „Böser Wolf“ sogar „Schneewittchen muss sterben“.

SEHR lesenswert !

 

Die bisher erschienenen Romane der Taunus-Krimi-Reihe*:

  • Eine unbeliebte Frau
  • Mordsfreunde
  • Tiefe Wunden
  • Schneewittchen muss sterben
  • Wer Wind sät
  • Böser Wolf
  • Die Lebenden und die Toten

* Sollte diese Liste nicht mehr aktuell sein, wäre ich Ihnen dankbar, wenn Sie mir kurz eine kleine Nachricht senden könnten

 

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