Daniel Tammet – Elf ist freundlich, Fünf ist laut ….

….ein genialer Artist erklärt seine Welt

Originaltitel : Born on a Blue Day (A Memoir of Asperger »s and an Extraordinary Mind)

Meine Bewertung : Es handelt sich um ein autobiografisches Zeugnis, daher gebe ich hier keine Bewertung ab.

Daniel Tammet, das ist der junge Mann den man im Fernsehen sehen konnte, ein eher gutaussehender junger Mann mit einem intelligenten Blick, der sich in gepflegtem Deutsch auszudrücken weiß wie auch in Französisch. Das kommt wohl daher, dass er jede Sprache erlernen kann wenn er dies gerne möchte.

Er ist es auch, der diesen unglaublichen Rekord bei einem Gedächtniswettbewerb aufstellte, indem er stundenlang die dezimalen der Zahl PI aufsagte, Sie wissen schon, die 3,14… Nun er hat die ersten 22.514 Zahlen nach dem Komma dieser mythischen Zahl auswendig aufgezählt…

Wie konnte er sich diese merken?

Wie macht er es, schneller als ein Computer zu rechnen?

Wie vollbringt er es, eine Sprache innerhalb von einer Woche zu erlernen?

Was kann man sich unter dem „Asperger Syndrom“ vorstellen?  

Da ich selbst betroffen bin, erfahre ich immer gerne mehr zu diesem Thema und habe dieses Buch gekauft, um einen (weiteren) Blick in die Kindheit eines Asperger „Autisten“, eines „genialen Autisten“ wie man so sagt zu werfen.

Heute ist Daniel Tammet natürlich nicht „geheilt“, man heilt nicht von Autismus, Asperger oder nicht. Es ist ja auch keine Krankheit sondern nur ein Unterschied der Hirnfunktionen.

Aber er hat es gelernt, mit dieser Besonderheit zu leben, sich anzupassen. Denn wenn Autismus auch keine Krankheit ist, so bleibt es eine Besonderheit.

Der Autist begreift den sozialen Kodex nicht, er kann nicht wie der Standard-Mensch kommunizieren, es ist nicht möglich den Sinn der Verhaltensweisen zu verstehen. Dies muss erlernt, ja sogar studiert werden damit er „so tun kann als ob“.

Ja, dieser junge Mann der heute in einer Partnerschaft lebt war als Kind vollkommen in seiner Welt eingeschlossen, er war ein Kind das sich von vorne nach hinten wiegt, ein Kind das den Kopf wiederholt gegen eine Mauer schlug, welches schreckliche Krisen hatte wie auch epileptische Anfälle, ein Kind das wieder und wieder dieselben Gesten wiederholte.

Dieses Buch öffnet uns also die Türen zur Daniel Tammets Welt.

Der junge Mann versucht uns zu beschreiben, wie sein Hirn funktioniert, wie er zum Beispiel rechnet. Wenn Sie nun hoffen, es ihm nachmachen zu können, nun dann muss ich Ihnen leider sagen, dass die Lektüre dieses Buches Ihnen nicht weiterhelfen wird! Daniel Tammet sieht die Zahlen bildlich vor sich. Die Zahl PI, zum Beispiel, erscheint ihm wie eine Linie die vage einer EKG-Linie ähnelt, mit ihren Höhen und Tiefen.

So ist auch der Originaltitel dieses Zeugnisses für Daniel Tammet sehr passend, denn er wurde tatsächlich, in seinen Augen, an einem „blauen Tag“ geboren: Er erblickte an einem Mittwoch das Licht der Welt, und Mittwoche sind eben immer blau, wie auch die Zahl 9 oder der Lärm eines Streits… Auch der deutsche Titel gibt hier Beispiele, den in den Augen des Autoren ist die elf freundlich und die fünf eben laut.

Rechnungen sind für ihn mehr wie Zeichnungen, das Ergebnis springt ihm einfach ins Auge.

In diesem kleinen Buch beobachten wir Daniel also von seine Kindheit an bis ins Erwachsenenalter, mit all seinen Schwierigkeiten, Behandlungen, persönlichen Herausforderungen.

Heute weiß Daniel Tammet, dass er „anders“ ist, er hat diese Besonderheit vollkommen akzeptiert und daraus eine Stärke gemacht.

Dieses Buch ist wirklich faszinierend, man erkennt dass das Hirn auf tausend verschiedene Weisen funktionieren kann, es kann Wunder vollbringen wie auch Horrortaten initiieren.

Man kann nur seinen Hut vor dem Autoren ziehen, dem es gelungen ist aus seiner inneren Welt herauszukommen und sich in die Gesellschaft einzugliedern. Man darf hier nicht vergessen, dass er deren Kodex immer noch nicht begreift – er kompensiert dies durch seine Intelligenz.

Die Worte, die der Autor für seine Eltern hat haben mich auch sehr berührt, seine Eltern, die trotz aller Hürden und Schwierigkeiten, Wutanfälle, Krisen und Weinkrämpfen immer bei ihm waren und ihn bedingungslos liebten, sich aufopferten um ihm zu helfen, Schritt um Schritt, Tag auf Tag. Für Daniel Tammet sind seine Eltern wirkliche Helden. Das sind sie wohl tatsächlich.

Nun stelle ich mir diese Frage, wie viele Kinder sind dort draußen, die man nicht versteht, die man wie „Debil“ behandelt, als Idioten beschimpft, die aus den Schulen ausgeschossen werden obwohl ihr Hirn sehr viel schneller funktioniert, nur eben anders? Wer hilft deren Eltern ihre Kinder genauso zu lieben wie die Eltern des Autoren dies taten? Das beunruhigt mich. Stellen Sie sich einmal vor, wenn Daniel Tammet nicht die Möglichkeit gehabt hätte, sich selbst zu verwirklichen? Wenn er statt dessen eingeschlossen in irgendeiner Anstalt leben müsste? Das wäre ein Verlust!

Dieses Zeugnis ist erschütternd.

 

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