Ken Follet – Das Fundament der Ewigkeit

Originaltitel: A Column of Fire

Meine Bewertung: 5,5/10

Ein sehr ebenmäßiger Roman, dessen fehlende Spannung enttäuscht, dessen fehlende Tiefe der Romanfiguren es dem Leser nicht erlaubt, die Charaktere in sein Herz zu schließen.

Dieser Roman von Ken Follet wurde ohne jeden Zweifel gründlich recherchiert und bietet technisch wenig Grund zur Kritik, doch kann man das Gefühl nicht abschütteln, dass „Das Fundament der Ewigkeit“ mehr dem Zweck dient, die historischen Details hervorzuheben als dass Letztere dazu beitragen, den Plot zu unterstreichen und zu beleben.

Ein Roman, den man lesen aber nicht genießen kann.

 

Der Plot:

Das Fundament der Ewigkeit“ wird uns als der dritte Teil der Kingsbridge-Reihe präsentiert, doch von der Tatsache abgesehen, dass seine Handlung sich zum Teil in Kingsbridge abspielt, dass wir die Kathedrale betreten und die Brücke überqueren, jene im Laufe der beiden vorherigen Bände errichteten Monumente, kann man die Verbindung nur mit Schwierigkeiten hervorheben.

Die Konstruktion, die in diesem Band im Mittelpunkt steht ist nicht die eines Bauwerks, sondern die des Friedens in Europa, ein Friede zwischen Katholiken und Protestanten.

In der Mitte des 16ten Jahrhunderts steht Europa in Flammen, die Religionen liefern sich einen blutigen Kampf, auf jeder Ebene und mit allen erdenklichen Mitteln.

Verurteile Ketzer werden streng bestraft, die Marter die den der Ketzerei verdächtigten zugemutet wird ist grauenvoll, das Schafott wird beinahe zur Erleichterung.  

Eine der Romanfiguren ist Ned Willard. Dieser wird als die zentrale Romanfigur vorgestellt, er ist der „Werkmeister“, wenn man das so betrachten möchte. Der junge, idealistische Mann ist voller Ehrgeiz und liebt Margery. Der Familie seiner Geliebten gelingt es jedoch, eine Vereinigung zwischen Ned und Margery zu vereiteln, die junge Frau wird einen Mann höheren Ranges ehelichen.

Ned, durch ein niederträchtiges Komplott ruiniert, stellt nun seine Talente in die Dienste Elizabeth Tudors, die das Ende der entsetzlichen und grausamen öffentlichen Hinrichtungen aus religiösen Gründen anstrebt. Die Königin, toleranter als andere, wünscht sich einen dauerhaften Frieden zwischen den Religionen.

Ned wird so zu einem meisterhaften Spion der diese Vision der Zukunft im Laufe der Kapitel verfolgt.

Ned Willard wird als zentrale Romanfigur vorgestellt, doch einige andere teilen den Mittelpunkt der Geschichte und wir verfolgen diese Figuren parallel im Laufe der Jahrzehnte, die Europa erschüttern.

Unter ihnen sind jene, die gegen ihren Willen mit in den schrecklichen Kampf gezogen werden den sie sich niemals herbeigewünscht haben wie die junge Sylvie Palot deren Vater Bibelübersetzungen druckt – ein Vergehen, das ihn direkt auf den Scheiterhaufen bringen kann.

Wir beobachten auch den schleimigen, grausamen und bösartigen Pierre Aumande, der in den Diensten der Familie de Guise steht und zu Allem bereit ist wenn er dadurch erreichen kann was er anstrebt.

Die gefährlichste, intelligenteste und wahrscheinlich prägendste Romanfigur steht ebenfalls auf der „dunklen Seite“: Es handelt sich um Margerys Bruder Rollo. Dieser lässt sich nicht unterkriegen, er erhebt sich nach jeder Niederlage um erneut und noch geduldiger anzugreifen, unermüdlich. So wird er schließlich der beängstigendste Gegner der Geschichte, der Priester Jean Langlais der scheinbar überall zugleich ist und den niemand jemals sieht, geistergleich, so dass Ned Willard ihn bekämpft ohne zu ahnen, dass er ihm so nahe ist.

Noch viele weitere Romanfiguren beleben das Werk und färben es auf ihre eigene Weise, wie Barney, Ned Willards Bruder, William Cecil, der brillante Mann der Ned anführt, Marie Stuart, die Rivalin Elizabeth Tudors und deren beste Freundin Alison, wie noch viele weitere.

Es ist diese Vielseitigkeit der Romanfiguren die den Roman aufrecht erhalten, sonst wäre dieser sicher definitiv abgestürzt.

Die Nebenfiguren waren teilweise faszinierender als die zentralen Romanfiguren; hier denke ich zum Beispiel an die erste Frau Barneys oder auch Ebrima, der Sklave der sich in einer Welt wiederfindet die es ihm niemals ermöglichen wird auch nur den kleinsten Traum zu träumen der aber der seine Würde bewahrt und in jeder Situation er selbst bleibt. Diesen hätte ich sehr gerne länger verfolgt.

Das Fundament der Ewigkeit“ bietet uns also ein unglaubliches Fundament (was für ein Wortspiel…) und lässt uns auf ein einzigartiges Werk hoffen, geschrieben von Ken Follet, einem der besten Schriftsteller historischer Romane. Wir öffnen daher diesen Roman voller Ungeduld und stellen uns vor wie er uns verschlingt, uns mitreißt und uns erst nach der letzten Seite wieder loslässt…..

Aber so kommt es nicht.

 

Dieser völlig durchschnittliche Roman hinterlässt keine bleibenden Erinnerungen

Wir sind ja so unendlich weit entfernt von den „Säulen der Erde“.

Was ist mit Ken Follet los?

Ich sehe mir meine Regale an, in denen so viele Ken Follet Romane stehen – wahrscheinlich alle – diese Bücher an die ich mich im Detail erinnere, deren Buchrücken ich gerne berühre um mich an einige der Charaktere oder Szenen zu erinnern, sei es nun in den historischen Romanen oder den Thrillern, denn all seine Werke haben ihre Spur hinterlassen, in mir und in der Literaturwelt.

Jeder Roman brachte seine Einzigartigkeit mit sich, man konnte es kaum erwarten, am Abend nach Hause zu kommen um wieder in der Welt des jeweiligen Romanes zu versinken.

Hier ist das nicht der Fall.

Schon seit einigen Romanen hatte ich den Eindruck, dass etwas verlorenging, sich in der Technik des Schriftstellers auflöste, diese Seele die aus einem guten Roman einen unglaublichen macht.

Die „Jahrhundert-Saga“ hatte mich schon schwerlich überyeugt – ja, ab dem zweiten Buch ist es eher gelungen aber ich hatte hier den Eindruck, dass Ken Follet etwas „beweisen“ wollte, dass er seinen Ruf verdient.

Dass er ein unglaublicher Schriftsteller ist, das kann wohl niemand leugnen. Er ist einer der besten. Es ist unnötig hier trumpfen zu wollen.

Die Tatsache bleibt: „Das Fundament der Ewigkeit“ hat nichts – keine Helden an die wir unser Herz hängen und mit denen wir zusammen in der Geschichte versinken, keinen roten Faden dem wir ungeduldig folgen um zu wissen wie der Roman endet um das Ende dann zu verwünschen wenn es endlich vor uns steht, kein unvergessliches Bild in unserer Erinnerung.

Dieser Roman ist linear.

Wir warten nicht ungeduldig auf das Ende. Wir warten nicht ungeduldig auf den Feierabend um ihn zu öffnen.

Wenn man die letzte Seite erreicht hört das Buch auf, wir legen es beiseite und beginnen das nächste.

Ich muss zugeben, dass ich sogar erleichtert war endlich das letzte Wort zu lesen denn einen Roman zu lesen bei dem man sich nicht fragt „wie das wohl ausgeht?“, das ist kein Roman der uns in Atem hält.

Hier gibt es keine Wärme. Keine Seele

Natürlich ist das Buch gut geschrieben, die Recherchen sind so, dass wir viel lernen, auch wenn die Änderungen in den Machtverhältnissen zugunsten der Protestanten und Katholiken je nach Land manchmal schwierig zu verfolgen und auseinanderzuhalten sind; jede Religion hat ihre Hochzeiten, jede ihre Tiefen, jede ihre Anhänger, seine sie ruhig, gerecht oder fanatisch.

Die Zeitsprünge, die uns in der Handlung einige Jahre in die Zukunft werfen haben mich ebenfalls ein wenig gestört. Ich fand diese nicht ganz so geschickt eingefädelt und angenehm wie in den anderen Romanen des Autoren – besonders eben in „die Säulen der Erde“.

Schliesslich bleibt es ein sehr handlungsflacher Roman.

Er ist nicht fade, sicher nicht, aber ohne Höhen und Tiefen.

Er liest sich, lässt sich aber nicht genießen.

 

Ich kann nicht zu seiner Lektüre raten, besonders weil er viel zu lang ist um ein solches Fehlen einer Spannungslinie zu akzeptieren.

Ich würde mir wünschen, das Ken Follet uns demnächst einen Roman anbietet der nicht historisch ist, in dem die Recherchen die Handlung nicht dominieren. Ich würde mir wünschen, er würde uns die Begeisterung der Lektüre wiederschenken, dass er uns einen Roman mit dem Follet-Touch vorlegt, wie dies zuvor der Fall war. Warum nicht einen Thriller wie „Die Nadel“ oder „Der dritte Zwilling“ – mit der Erfahrung die er nun angesammelt hat, der Reife, da könnte uns Ken Follet ein sensationelles Werk liefern!

Ein Buch, in dem wir die Seele seiner Kunst wiederfinden könnten, in der wir Ken Follet spüren könnten.

Ich bin gespannt!

 

 

 

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