Luca D’Andrea – Der Tod so kalt

Originaltitel: La sostanza del male

Meine Bewertung: 8,5/10

Ein wirklich gelungener erster Roman. Eine Entdeckung mit einem bereits ausgeprägten persönlichen Stil.

Der Tod so kalt ist ein Buch das sich zwischen dem Kriminalroman und dem Thriller bewegt, gewürzt mit einem persönlichen Drama das allem seine eigene Farbe verleiht, und das alles in der Kälte eines kleinen Dorfes in Südtirol.

Das sagt Ihnen jetzt nicht sehr viel…

Der Plot :

Auf den ersten Blick kann dieses Buch nur bedingt interessant wirken: Ein Reporter, Jeremiah Salinger den jeder nur mit seinem Nachnamen anspricht, seine Frau und seine Tochter wollen eine Auszeit in dem Geburtsdorf seiner Ehefrau verbringen. Hier scheint alles so idyllisch – die Berge, ein atemberaubendes Panorama, die so typischen Einwohner und ihre Härte, all dies zieht Salinger an der sich auf den ersten Blick in dieses kleine Stück Paradies verliebt. Natürlich hat dieses Dorf auch seine eigene Geschichte, seine Dramen wie dieses schreckliche Massaker das vor dreißig Jahren alle erschütterte und von dem keiner sprechen will… aber heute leben hier nur harte Männer und Frauen ein einfaches Leben das voller alltäglicher Abenteuer steckt.

Salinger und dessen Partner beschließen, eine Serie von Reportagen über diese Helden des Alltags zu drehen doch ein furchtbares Drama wird das Leben des Reporters völlig aus der Bahn werfen. Wenn er auch körperlich unversehrt hieraus hervorgeht, so ist er psychologisch nicht mehr derselbe.

Um zu vergessen und weiter zu leben beginnt er sich für das dreißig Jahre Alte Massaker zu interessieren von dem er gehört hat, doch er ahnt nicht was er hiermit wecken wird. Das Biest, das in den verschneiten Bergen schlummert, ist vielleicht nicht tot und kann noch weitere Opfer schlagen.

Eine Spirale in die Kälte

Nachdem ich die recht kurze Zusammenfassung gelesen hatte wurde ich neugierig. Das klang recht interessant. Nach zwei Seiten wurde ich von dem eigensinnigen Stil des Autors mitgerissen, dann von der Geschichte die sich unentwegt entwickelt und einen Haken nach dem anderen schlägt.

Luca D’Andrea gelingt es, uns diese Geschicht auf eine besonders geschickte Art und Weise zu vermitteln; er führt uns in die eine Richtung, wir folgen ihm doch was wir hier entdecken ist nicht im Geringsten was wir erwartet haben, also folgen wir ihm auf den nächsten Pfad und noch einmal werden wir überrascht und werden noch neugieriger.

 

Und doch ist es nicht die Geschichte, die den Leser in Atem hält.

Natürlich ist diese spannend, gut geschrieben und jede Seite zieht uns mit.

Was uns jedoch viel mehr vereinnahmt, was uns festhält das ist der Held, Salinger. Diese Romanfigur wird mit so lebensnah vermittelt, mit seiner Besessenheit die wir regelrecht fühlen können, dass wir die Macht seiner Abhängigkeit wirklich spüren – so stark dass er wir mit ihm leiden wenn er ihr nachgibt.

Es handelt sich hier nicht um eine Drogenabhängigkeit, auch Alkohol ist nicht mit im Spiel. Es ist die Besessenheit des Reporters die in Salinger ruht. Er MUSS einfach herausfinden was damals in der von manchen als verflucht gemiedenen Schlucht geschehen ist, vor dreißig Jahren.

Obwohl er die Ablehnung spürt, die Mauer aus stählerner Kälte die ihm von den alten Einwohnern des Dorfes präsentiert wird kann er nicht aufhören. Er spurt die alten Narben die er mit seinen Fragen aufreißt, auch die Kluft die er zwischen seine Frau und sich schlägt, er weiß dass ihn das alles zerstören wird, dass er seine Familie zerstören wird – und dennoch kann er einfach nicht anders, er muss es wissen, wie ein Junkie der unbedingt seinen nächsten Shoot braucht.

Das Biest aus den Bergen, was auch immer es ist was er damals im Eis gesehen hat, wird ihn nicht mehr aus seinen Klauen lassen …

Ein Roman, in dem die Psyche des Romanhelden so spürbar ist, dass sie die gesamte Geschichte noch intensiver erscheinen lässt.

Dies ist ein Kriminalroman, beinahe ein Thriller. Es ist aber vor allem das Drama eines Mannes, einer Familie und eines ganzen Dorfes.

Die Berge verdecken unter ihrer scheinbar ruhigen weißen Decke nicht nur archäologische Entdeckungen. Doch das zu erwecken, was schläft, ist niemals ohne Folgen…

Ein Buch das man einfach lesen muss!

 

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