Iny Lorentz – Das Vermächtnis der Wanderhure (Band 3)

Originaltitel: Das Vermächtnis der Wanderhure

Meine Bewertung: 7/10

Wenige Monate sind seit Michel und Maries Rückkehr auf Kibitzstein vergangen. Endlich scheint die Zukunft freundlich gesinnt zu sein, besonders da Marie ihr zweites Kind erwartet.

Sie beschließt, Michi zu seiner Mutter Hiltrud zurückzubegleiten, was ihr so ermöglicht ihre Freundin noch einmal vor dem Winter und der Geburt im Februar des Kindes zu sehen.

Doch auf dem Heimweg begegnet Marie Hulda von Hettenheim, der Witwe von Falko von Hettenheim, und auch diese ist schwanger. Hulda hasst Marie von ganzen Herzen, und dies noch mehr seit dem Tod ihres Mannes. Getrieben von schrecklichem Neid und einem Hass der an Wahnsinn grenzt, lässt sie Marie entführen und hält sie auf Otternburg gefangen, wo sie Marie bis zur Geburt ihres Kindes gefangen halten will, welches sie dann vor deren Augen zu töten plant.

Das Schicksal will es anders, denn Hulda gebärt eine siebte Tochter, während Marie einem großen, gesunden Jungen das Leben schenkt. Dies entscheidet über Maries Zukunft: Hulda tauscht die Kinder auf, doch damit nicht genug der Rache, sie sendet Marie weit weg damit diese als Sklavin verkauft wird.  

Marie, die sich nur schwer von der Geburt erholt, findet sich in Russland wieder, mit einem Kind im Arm welches nicht ihres ist und ohne jede Möglichkeit zur Rückkehr; sie ist nun eine Sklavin, spricht die Sprache nicht und ganze Länder trennen sie von Michel.

Ihr einziges Ziel ist es nun, ihren Sohn wiederzufinden und zurückzuholen und ihn in Michels Arme zu legen. Wie, das weiß sie nicht.

Dank ihrer Beharrlichkeit und all der Kenntnisse, die sie auf ihren vorherigen Abenteuern sammeln konnte, schafft Marie es sich als Amme und Heilerin durchzusetzen, ja sie wird sogar zu einer Vertrauten der Prinzessin Anastasia. Doch all dies bringt sie ihrem Heimatland nicht näher…

 

Wie schon die vorhergegangenen Büchern nimmt auch „das Vermächtnis der Wanderhure“ uns mit auf die unglaublichsten Reisen

Wieder einmal muss Marie unvorstellbare Abenteuer erleben – aber ohne ihr unglaubliches Pech und ihre Feinde, deren Geist offensichtlich verwirrt ist, hätten wir natürlich auch nicht die Möglichkeit, diesen Roman zu lesen.

Es ist allerdings wahr, dass all diese unglücklichen Zufälle dem Leser wirklich auf den Nerv gehen können, doch dieses Mal haben die Autoren („Iny Lorentz“ ist das Pseudonym eines Autorenehepaares welches mehrere dutzend historische Romane geschrieben hat) Marie eines erspart: Dieses Mal wird sie nicht vergewaltigt, denn sie ist nun zu alt um für Männer anziehend zu sein. Ihre neuen Freundinnen haben allerdings nicht unbedingt dieses Glück.

Ich muss sagen, dass diese historische Reihe wirklich fesselnd ist, und das aus verschiedenen Gründen und trotz seiner schwachen Punkte! Zudem kann ich nur über die Konstanz staunen, mit der die Qualität dieser wahrhaftigen Saga aufrechterhalten wird (welche bis heute sechs Bücher zählt).

In jedem Buch treffen wir wieder auf diese angenehme Schreibweise, mit der uns von unglaublichen Ereignissen erzählt wird, von Reisen in weiteste Ferne, von einer Heldin die wir nun schon lange und gut kennen.

Ja, ich muss gestehen, ich liebe diese Reihe, hier agiert dieser seltsame Zauber, denn trotz der groben Unwahrscheinlichkeiten der Begebnisse kann man sich nicht davon abhalten, fast zittrig die Seiten umzuschlagen. Diese Bücher sind unglaublich unterhaltsam.

Wie ich es gerade erwähnte gleichen sich die Bücher dieser Reihe, mit ihren Qualitäten und auch ihren schwachen Punkten.

 

Welches sind nun im „Vermächtnis der Wanderhure“ diese starken und schwachen Punkte?

„-„ Nummer Eins: Zufälle, grobe Fügungen des Schicksals…

Ich hatte mich zuvor über die manchmal karikaturhafte Beschreibung der Romanfiguren beschwert. Dieses Mal sind die Charaktere etwas nuancierter (außer vielleicht Hulda und Marga), das stimmt. Aber diese extrem zufälligen Begegnungen, die sind, wie schon im vorherigen Band, einfach zu fett aufgetragen um es einem zu ermögliche, sich vollkommen in Maries Welt hineinzuversetzen.

„-„ Nummer Zwei: Russische Geschichten …

Dieses Mal werden wir zusammen mit Marie in die Geschichte des Ostens verschleppt, zu den Kämpfen zwischen Moskauern, Tartaren usw. Doch für diejenigen, die, wie ich, sich in dieser geschichtlichen Epoche des Ostens und diesen Gegenden nicht besonders gut auskennen, sind manche Abschnitte des Buches einfach etwas zu genau, und diese langen Listen von russischen Namen, die einer nach dem anderen zitiert werden, lassen einem nur eine vage Erinnerung auf der Hornhaut, alles verschwimmt miteinander und beginnt mit „Vassilii“.

Gott sei Dank leidet die Handlung nicht darunter und die Spezialisten dieses Teiles der Geschichte profitieren hier sicher von einem kleinen Bonus, in der Form historischer Finesse, ein Bonus der mir leider verloren ging.

„+“ Nummer Eins: Eine weiche Schreibweise…

Trotz der relativen Dicke der Romane, lesen sich diese wirklich sehr schnell und man hat den Eindruck, sie wären nur halb so lang.

Und das ist auch einer der großen Pluspunkte dieses dritten Buches: die 715 Seiten gleiten an einem vorüber und man schließt nach drei Tagen ein Buch welches uns durch seinen sanften und ruhigen Schreibstil ein angenehmes Gefühl hinterlässt.

„+“ Nummer Zwei: Ein ereignisreicher Plot…

Trotz all der Ungereimtheiten kann man sich nicht davon abhalten, um und mit Marie und ihren Freundinnen zu zittern. Ja, es ist im wahrsten Sinne des Wortes unglaublich, was Marie da erlebt, es ist nicht zu fassen wie viele Hindernisse das Schicksal ihr in den Weg legt, erstaunlich, wie viele „Erzfeinde“ sie hat obwohl sie doch von Herzen gut ist, und sie beeindruckt einen immer wieder durch ihre Freundlichkeit und Intelligenz, ihre Hartnäckigkeit ist einfach bemerkenswert , ihr Mut bewundernswert … Ja, trotz dieser weit übertriebenen Handlung bleibt das Gesamtwerk einfach gut. Alles läuft spannend ineinander über und wir verfolgen Marie gerne immer tiefer in den russischen Winter hinein.

 

Die Saga der Wanderhure ist wirklich jedem Leser zugänglich, sie ist unterhaltsam und angenehm zu lesen.

Der unerklärliche Zauber der Literatur funktioniert hier vollkommen und so muss ich ganz klar zugeben, dass ich diese Reihe ungeachtet aller meiner Kritiken sehr gerne verfolge.

Das nächste Buch in dieser Reihe ist dann « Die Tochter der Wanderhure ». Dieses Mal ist es Trudi, Marie und Michels Tochter, die, wie zuvor ihre Mutter, viele Abenteuer erleben wird.

Man kann wohl sagen, dass Pech erblich ist …

 

Momentan sind in der Reihe der « Wanderhure » folgende Bücher erhältlich:

  1. Die Wanderhure
  2. Die Kastellanin
  3. Das Vermächtnis der Wanderhure
  4. Die Tochter der Wanderhure
  5. Töchter der Sünde
  6. Die List der Wanderhure

Die CHRONOLOGISCHE REIHEINFOLGE der Reihe ist allerdings etwas anders, denn der letzte Band (“Die List der Wanderhure”) liegt zeitlich zwischen Band 3 (Das Vermächtnis der Wanderhure) und 4 (Die Tochter der Wanderhure).

(zuletzt aktualisiert im Januar 2016)

 

 

 

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